Burkina Faso ist nicht nur das Land der aufrechten Menschen, sondern auch ein Land der Fetische. Der Fetischglauben ist mit dem Voodoo vergleichbar und es ist unheimlich interessant, sich näher mit dieser faszinierenden Naturreligion zu befassen. Es gibt über 60 Stämme in Burkina Faso und jeder hat seine ganz eigenen Riten und Auffassungen vom Fetischglauben.
Eine Gemeinsamkeit ist die Praktik, immer mal wieder ein Hühnchen zu opfern. Die einen opfern Hühner, wenn sie sich etwas wünschen. Andere opfern Hühner zum Dank, wenn ein Wunsch in Erfüllung gibt. Wieder andere opfern Hühner, um sich von bösen Geistern befreien zu lassen oder auch um Flüche abzuwenden. Auf jeden Fall hat man es als Huhn in Burkina Faso nicht leicht. Glücklicherweise werden die toten Hühner nur in seltenen Fällen nicht nach ihrer Opferung zu einer Mahlzeit verarbeitet.
Ein Höhepunkt meines Besuchs in Burkina Faso war die Audienz bei einem Fetischpriester. Jedes größere Dorf hat einen Priester oder auch Schamanen, der sich mit den Geistern und auskennt. Dazu gibt es noch einen Heiler, der sich um Verletzungen und Krankheiten kümmert, die nicht durch Geister verursacht wurden. In Kampti lebt ein Mann, der beide Jobs machen kann. Sein Heim ist umgeben von Dutzenden von Fetischen verschiedener Größen und Formen. Überall sind Blut und Federn zu erkennen, die auf die letzten Opfer hinweisen.
Die Menschen in Burkina Faso wundern sich darüber, dass fast alle Weißen, die ihr Land besuchen, nicht an die Macht der Fetische glauben. Sie finden es seltsam, unternehmen aber keine Versuche, mich zu bekehren. Es ist einfach so eine Art Kuriosum, dass Weiße nicht an Flüche und Hexen glauben. Mir geht es ja umgekehrt genauso.
Oft ist zu lesen, dass in Burkina Faso 60% der Menschen Muslime sind, 40% Christen und 100% Animisten. Das kommt der Wahrheit wahrscheinlich sehr nahe, denn niemand hat seinen Geisterglauben abgelegt. Der Islam und das Christentum bilden sich zwar schwer etwas darauf ein, diese Ungläubigen endlich überzeugt zu haben. Aber gegen den Fetischglauben kommen sie nicht an. Manchmal findet interessante Mischungen aus den verschiedenen Glaubensrichtungen. So habe ich in Bobo Dioulasso zum Beispiel einen sehr hübschen Weihnachtsfetisch gefunden.
In meinem nächsten Buch könnt Ihr zu diesem Thema noch viel mehr erfahren, denn die Rituale und Hintergründe des Fetischglaubens haben mich besonders begeistert und ich habe meine Begleiter in Burkina Faso zu diesem Thema eingehend befragt bzw. gelöchert.
Eure Beatrice!