In diesem Herbst hat mich das Fernweh, das Schicksal oder wer auch immer nach Israel verschlagen. In ein Land, das nur so groß wie Hessen ist, dessen Bewohner aber mit Problemen konfrontiert sind, die für einen ganzen Kontinent ausreichen würden. Auf dieser Reise hat mich mein Vater begleitet, der neuerdings im Ruhestand ist nun noch mehr Zeit zum Reisen hat. Unsere Reiseleiterin Rosa war ein wandelndes Lexikon, konnte seitenweise aus der Bibel zitieren und kannte jedes Datum und jeden Namen aller Generäle aus allen Kriegen in den vergangenen 4000 Jahren – und das sind verdammt viele!
Vom modernen Tel Aviv über das ländliche und gemütliche Galiläa bis hin zur Weltmetropole aller monotheistischen Religionen Jerusalem, gibt es so viel zu sehen! Auf der Via Dolorosa kann man Menschen treffen, die begeistert schwere Holzkreuze in Richtung Grabeskirche schleppen. An der Klagemauer kann man seinen Wunschzettel abgeben und überall in Jerusalem trifft man Männer mit Schläfenlocken und Hüten, die meist unheimlich hektisch umher laufen. Eine exotische Kulisse.
Im Süden des Landes liegt die berühmte Festung des Herodes: Massada. Wenn man auf dem eindrucksvollen Plateau steht und die 400m in die Tiefe in Richtung des Toten Meeres blickt, ist es schwer zu glauben, dass man sich ungefähr auf einem Niveau 0 befindet, also auf der Höhe des Meeresspiegels.
Kosheres Essen ist tatsächlich lecker und weil sie Israelis die Sojamilch für sich entdeckt haben, kann man dank dieses Tricks heute auch ein Fleischgericht und anschließend ein Sahnetörtchen zu sich nehmen. Wir übernachten im Kibbuz, essen Falafel bei den Drusen auf den Golanhöhen und sehen am Jordan dabei zu, wie sich erwachsene Menschen voller Begeisterung unter Wasser tauchen lassen.
Etwas beklemmend ist die Atmosphäre am Grenzübergang zwischen Jerusalem und Betlehem, wo eine gigantische Mauer mit Stacheldraht und scharfen Kontrollen die offiziell israelischen Gebiete von den Gebieten trennt, die heute schon unter der Verwaltung der Palästinenser stehen. Auf palestinensischer Seite ist die Mauer bunt bemalt und erinnert stark an Berlin. Rosa hofft, wie alle anderen Bewohner des Landes, dass es bald Frieden geben wird. Und sie hofft noch mehr, dass es diesen ersehnten Frieden nicht erst nach einem weiteren Krieg geben wird. Wir wünschen es ihr und allen anderen Bewohnern von Israel und Palästina von ganzem Herzen.
Mehr über Israel, seine kosheren Essgewohnheiten, seine Minenfelder, seine heiligen Berge auf denen Moses, Mohammed und Jesus unterwegs waren und seine interessanten Sabbatfahrstühle erfahrt Ihr in Band III – insha Allah.
Eure Beatrice!
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