Die Mongolei hielt viele Überraschungen für mich bereit. Eine der größten Überraschungen war wohl, dass ich drei Tage lang durch Schnittlauch gefahren wurde. Die traumhafte Landschaft, diese Weiten und grünen Hügel… das ist alles Schnittlauch. Zunächst dachte ich nur, dass es stark nach Salatwürze riecht, aber nähere Betrachtungen haben gezeigt, dass die Mongolei ganz Europa über mehrere Jahre hinweg mit Schnittlauch versorgen könnte.
Ich sehe einige Klöster, die schon mehrere hundert Jahre alt sind und die auch so aussehen. Stalins Handlanger haben in den 30er Jahren des letzten Jahrhunderts ganze Arbeit geleistet, als sie die Klöster zertrümmert oder dem Erdboden gleich gemacht haben. Es ist nicht mehr viel übrig. Ich habe zwar fast jeden Tag ein Kloster auf meinem Programm stehen, aber die eigentlichen Sehenswürdigkeiten sind die Landschaft und die Tierherden. Trotzdem mache ich brav Fotos von den Ruinen.
In Ortschaften mit so lustigen Namen wie Erdenedalai und Töwschrüülech essen wir unbeschreibliche Dinge, die sich viele Jahre lang von Schnittlauch ernährt haben. Das Geheimnis der Zubereitung von Khuushuu und Buuz ist laut meiner Reisebegleiterin Nyangerel, alles so fein wie möglich zu hacken, damit man die Teile, die im Saarland zu Lyoner verarbeitet werden, nicht mit den eigenen Zähnen zerkauen muss.
Endlich sehe ich Yaks, die eine Größe haben, die einem Yak würdig ist. Diese Tiere mit dem dicken Fell und den friedlichen und irgendwie fragenden Augen machen vergnügte Sprünge, wenn sie spüren, dass es anfängt zu regnen. Vielleicht freuen sie sich aber auch einfach, dass nach Tagen mal wieder ein Wagen vorbei fährt.
In der Reihe der nicht vorhandenen Sehenswürdigkeiten ist Karakorum, die alte mongolische Hauptstadt ein besonderes Highlight, denn es ist bis auf einen einzigen Stein in Form einer Schildkröte schlicht und ergreifend nichts mehr übrig. Jemand hat aus den alten Steinen ein Kloster gebaut, das ich besuchen kann und das auch tatsächlich schön ist. Aber Karakorum ist von den wütenden Chinesen des Mittelalters sehr gründlich zerstört worden.
Wenn ihr noch mehr wissen wollt über nahrhaften Speck, vom Aussterben bedrohte Murmeltiere, fast unmenschliche Kehlkopfgesänge und warum schwarzer Tee in der Mongolei wie ein homöopathisches Medikament zum Einsatz kommt, dann müsst ihr noch eine Weile warten, bis mein drittes Buch erscheint. Den Artikel habe ich in den letzten Wochen geschrieben und ich freue mich schon auf die eventuelle Veröffentlichung. Drückt mir die Daumen.
Eure Beatrice!