Mauritius exotisches Reiseziel – Reisebericht von Beatrice Sonntag
Mauritius erscheint mir nach meinem Aufenthalt in Madagaskar beinahe schon zu zivilisiert für ein exotisches Reiseziel. Nur ein kleines Beispiel: In Antananarivo wurde ich in Taxis befördert, die bereits seit mehr als 40 Jahren diese Aufgabe ohne Murren erfüllen. Auf Mauritius kurven nur moderne Schlitten herum, denn es gibt ein Gesetz, dass es verbietet, Touristen in Autos zu chauffieren, die älter als zehn Jahre sind.
Was man Mauritius unter keinen Umständen absprechen kann, ist, dass diese Insel paradiesische Strände hat, die wohl für die meisten Besucher auch der Grund sind, um hierher zu reisen. Nun gehöre ich ja nicht unbedingt zu den Menschen, die wegen ein wenig Sand 12 Stunden im Flugzeug verbringen. Oder vielleicht doch? Es kommt auf den Sand an… Auf jeden Fall will ich, wo ich nun schon mal hier mitten im indischen Ozean gelandet bin auch etwas von der Insel sehen.
Die Hauptattraktion auf Mauritius ist wohl neben den Stränden die siebenfarbige Erde, die durch einen Zufall im Südwesten der Insel entdeckt wurde und seither allen Besuchern gezeigt wird. An dem Tag, an dem ich mich in den Süden aufmache, ist jedoch nicht unbedingt sicher, ob ich diese Sehenswürdigkeit wirklich zu Gesicht bekommen werde, denn es sind Gerüchte im Umlauf, dass das Gelände wegen eines Erdrutsches gesperrt ist. Ich bitte den Fahrer, es dennoch zu versuchen. Tatsächlich versichert uns eine Dame in einem kleinen Pförtnerhäuschen am Eingang des Terrains, dass die Straße zur siebenfarbigen Erde vollkommen unpassierbar ist und dass es lebensgefährlich sei, diesen Weg zu nehmen. Sie lässt uns weder zu Fuß noch mit dem Wagen auf das Gelände. Totunglücklich willige ich ein, eine Rumfabrik zu besichtigen.
Zehn Minuten später, wir sind gerade auf dem Parkplatz der Rumfabrik angekommen, erhält der Fahrer einen Anruf und sein Blick hellt sich auf. Gute Neuigkeiten: Was vor zehn Minuten noch lebensgefährlich war, ist nun doch möglich. Auf geht’s! Die Strecke ist wieder geöffnet und befahrbar. Von einer lebensbedrohlichen Situation kann in meinen Augen nicht die Rede sein. Zwar ist die Straße tatsächlich ein wenig mit Schlamm verschmutzt, aber ich bin mir mehr als sicher, dass die Gefahr vor zehn Minuten nicht gravierender war als sie nun gerade ist. Sie liegt meines Erachtens nach um Null.
Mir ist jedoch alles egal, denn ich darf nun doch die siebenfarbige Erde von Chamarel bewundern und das tue ich auch ausgiebig. Auf einem recht übersichtlichen kleinen Fleckchen ist die bunteste Erde freigelegt, die ich je gesehen habe. Ich bin nicht sicher, ob es tatsächlich sieben Farben sind. Auf jeden Fall sind es viele und der Sand schimmert in allen Regenbogenfarben. Ein verrücktes Phänomen und eine tolle Fotokulisse! Zudem gibt es unmittelbar in der Nähe auch noch den Chamarel Wasserfall, der ebenfalls ein Naturwunder ist und sich malerisch von einer Klippe in grünen Dschungel hinein stürzt.
Weiter geht es zu einem der bedeutendsten Pilgerorte für Hindus außerhalb von Indien. Da auf Mauritius viele Hindus leben, ist der kleine Tempel am Grand Bassin, der Shiva geweiht ist, auch heute gut besucht. Allerdings ist der Andrang nichts im Vergleich zum jährlichen Pilgerfestival, wenn Hindus aus allen möglichen Ländern der Erde hierher strömen und die Statue sowie den Tempel mit dem Lingam aus dunklem Stein verehren.
Auf einer behelfsmäßigen Schautafel sind unscharfe Schwarzweißaufnahmen zu sehen, die quasi eindeutig beweisen, dass sich Lord Shiva 2004 anlässlich des Pilgerfestes persönlich hier im Tempel manifestiert hat. Ich kann auf den Fotos nicht viel erkennen, aber ich habe ja natürlich auch keine Ahnung, wie so eine Manifestation von Shiva aussieht. Ich muss es wohl einfach glauben. Und das tun zehntausende von Hindus auch. Damit sich die Inder hier auch so richtig heimisch fühlen, hat jemand einige Makaken, die „typischen Tempeläffchen“ hierher gebracht. Sie lauern, wie auch an tausenden von indischen und nepalesischen Tempeln auf Opfergaben der Gläubigen. Die einheimischen Äffchen machen diesen Unsinn nicht mit. Wahrscheinlich sind sie keine Hindus.
Wer sich nun fragt, wie das Foto von einem Gepard sich hier in die Mauritius-Geschichte einschleichen konnte, der hat gut aufgepasst. In einer Art Mischung aus Zoo und Freizeitpark können Touristen mit diesem possierlichen Tierchen Fotoshootings buchen. Diese Gelegenheit „Cuddle a Cheetah“ konnte ich natürlich nicht ungenutzt verstreichen lassen und so befindet sich hier unter den Naturwundern von Mauritius auch ein wunderschöner Gepard, der mit Mauritius überhaupt nichts zu tun hat, außer dass er halt hier in einem Tierpark sein Dasein fristet.
Nichts für Ungut!
Eure Beatrice!