Die Erde bebt und die Armee des Kaisers steht still
China ist so gigantisch groß, dass man sich jedes Mal nur einen kleinen Teil aussuchen kann. Bei meinem allerersten Besuch im Reich der Mitte wollte ich die große Mauer und die sagenumwobene Terrakotta-Armee sehen. Eine Wahl, die sich als sehr gut herausgestellt hat. Denn in Xian wurde mir noch viel mehr geboten als nur ein Weltwunder.
Zunächst einmal war die Fahrt mit dem Nachtzug von Peking nach Xian ein Erlebnis. Dann besuchte ich die Wildganspagode und schaute mir ein Fontänenspiel mit Musik an. Und endlich verbrachte ich fast einen ganzen Tag damit, mir das Museum anzusehen, in dem die Terrakotta-Armee von Xian heute steht. Im Grunde handelt es sich um eine riesige Halle, in der ein Teil der Ausgrabungen fein säuberlich aufgestellt ist. Einige der Krieger stehen genauso da, wie man sie gefunden hat.
Andere sind in Vitrinen untergebracht, weil es sich um ganz besondere Exemplare handelt. Bei ganz wenigen kann man noch erkennen, dass die lebensgroßen Figuren auch einmal bunt angemalt waren. Leider verschwinden die Farben nach einer Weile an der Luft, weshalb man dazu übergegangen ist, die restlichen Krieger in der Erde zu lassen, bis einer der zahlreichen Wissenschaftler eine Methode findet, um die Farben zu konservieren. Anscheinend arbeiten mehrere Experten fieberhaft daran. Meine Reise nach Xian war im Jahr 2008 und ich habe bisher noch nichts von einem bahnbrechenden Erfolg gehört. Es wird langsam Zeit, Jungs!!
Ich kam wirklich aus dem Staunen kaum noch heraus. Jede der über 7000 Figuren hat ein individuell gearbeitetes Gesicht, ganz so, also handele es sich wirklich um eine Armee aus verschiedenen Menschen. Unglaublich, wie viel Mühe sich die Bildhauer gegeben haben. Dabei war der ganze Spaß nur eine Grabbeigabe, also etwas, das in der Erde verschwinden und für die nächsten 2000 Jahre von niemandem mehr angeschaut werden würde, bis die Menschen irgendwann Interesse an Archäologie zeigen würden. Der hier begrabene Kaiser hatte wohl im Jenseits einiges vor, wofür er eine gigantische Armee brauchte. Es ist wirklich ein Weltwunder!
Und dann ist da auch noch die Altstadt von Xian, die von einer große quadratischen Mauer umgeben ist, auf der man zu Fuß oder mit dem Fahrrad einmal um die gesamte Altstadt herum laufen oder fahren kann. Der Tag, als ich dort unterwegs war, war der Tag des großen Erdbebens von 2008, das ein paar hundert Kilometer weiter viele Tausende von Leben forderte. In Xian bebte die Erde zwar deutlich weniger, aber es fielen Steine aus der Mauer, die Gebäude bebten und ich war nicht schlecht beeindruckt, denn ein wirkliches Erdbeben von solcher Stärke hatte ich noch nie erlebt. Natürlich habe ich vom wahren Ausmaß der Katastrophe erst ein paar Tage später erfahren.
China ist also immer für ein Erlebnis gut und ich werde noch viele Reisen in dieses faszinierende Land unternehmen müssen, bis ich nicht mehr neugierig darauf sein werde.
Eure Beatrice!