Jüdisches Ghetto und schöne Innenstadt
Die Hauptsehenswürdigkeiten in Grodno oder Grodna sind der alte und der neue Palast. Beide stehen am Flussufer und wirken wenig einladend. Ein paar Geschichten umgeben die Paläste, aber mir gefiel die Innenstadt Grodnos deutlich besser als die wenig auffälligen Paläste. Daran mag auch das Wetter schuld gewesen sein, das die tristen grauen Mauern nicht in ihrem besten Licht erscheinen ließ.
In der Innenstadt steht die St Francis Xavier Kathedrale, in der es eine besonders heilige Ikone gibt. Das winzige Bildchen zeigt die Mutter Gottes mit ihrem Kind und rund um sie herum haben hunderte von Gläubigen kleine silberne Plaketten und Medaillen hinterlassen zum Dank dafür, dass die Ikone sie von irgendeiner Krankheit geheilt hat. Viele der Plaketten haben die Form von Armen, Füßen oder anderen Körperteilen, die ganz konkret geheilt wurden.
Gebäudekomplex aus Kirche, Apotheke und Knast?
Neben der Kirche steht eine sehr alte Apotheke, in der noch heute eine mehr oder weniger moderne Apotheke betrieben wird. Die Hälfte des Gebäudes beherbergt jedoch das Apothekenmuseum, in dem alte Instrumente und Medikamente ausgestellt sind, deren Anwendung am menschlichen Körper man sich lieber nicht so deutlich vorstellen möchte. Eigenartigerweise befindet sich unmittelbar neben und hinter dem Museum und der Kathedrale das Gefängnis, das laut meiner Begleiterin noch immer in Betrieb ist. Dieser Komplex aus Kathedrale, Apotheke und Knast ist wohl eine einmalige Zusammenstellung und verleiht dem Zentrum von Grodno etwas Besonderes.
Die gesamte Innenstadt von Grondo war in den frühen 40er Jahren ein jüdisches Ghetto. Sehr viele Juden lebten einst hier in Grodno und sehr viele von ihnen sind während des Zweiten Weltkrieges ermordet und deportiert worden. Einige Denkmäler erinnern an sie und an das Ghetto. Die alte Synagoge ist noch weitestgehend erhalten. Ich darf mich innen umsehen. Der Hauptraum wird jedoch im Moment für Ausstellungen genutzt, weil die Juden, die aktuell in Grodno leben nicht eben religiös sind und laut dem Rabbi auch kaum etwas über ihren Glauben wissen.
Das Prachtstück in Grodno ist die Kirche des heiligen Boris und Hleb, die etwas außerhalb des Zentrums am Flussufer steht. Sie stammt zum Großteil noch aus dem 12. Jahrhundert und drei der vier Wände sind noch im Original erhalten. Uralte Ikonen schmücken das Innere des kleinen Gebäudes und ein steinalter Priester mit einem gigantischen Bart nickt uns zu, als wir die heiligen Räume betreten. Diese Kirche steht auf der Liste des UNESCO Welterbes.
Eure Beatrice!