Ein trauriges Kapitel: das Massaker von Chatyn
Nicht umsonst erinnern gefühlte 95% aller Denkmäler in Weißrussland an den Zweiten Weltkrieg, der hier der Große Vaterländische Krieg genannt wird. Es ist eines der dunkelsten Kapitel in der Geschichte von Weißrussland, das zahlreiche Schlachten miterlebt hat. Die deutsche Wehrmacht kam auf dem Weg nach Moskau hier vorbei und wurde dann wieder zurückgedrängt, wobei wieder verheerende Kämpfe in Belarus stattfanden.
Eines der traurigsten Denkmäler erinnert an eine der traurigsten Geschichten aus diesem Krieg: In Chatyn fand eines von mehreren ähnlichen Massakern statt. Chatyn war einst ein kleines Dorf mit weniger als 200 Einwohnern unweit von Minsk. Die deutsche Armee hatte die Gegend besetzt und irgendwo in der Nähe von Chatyn wurde ein deutscher Offizier bei einem Angriff von Partisanen getötet. Die Wehrmacht rief daraufhin die Bewohner von Chatyn dazu auf, die Verantwortlichen für diesen Angriff auszuliefern.
Entweder wussten die Bewohner von Chatyn nichts von dem Angriff oder sie wollten nichts zu den Partisanen sagen. Auf jeden Fall bekamen die Offiziere nicht die gewünschte Auskunft und so beschlossen sie, an den Bewohnern des Bauerndorfes ein Exempel zu statuieren. Sie trieben alle Einwohner Chatyns in der Dorfkirche zusammen und zündeten das Gebäude an. Anschließend wurden auch die leeren Wohnhäuser bis auf die Grundmauern niedergebrannt.
186 Menschen kamen bei dem Massaker ums Leben. Unter den Opfern waren Greise und Säuglinge, Männer, Frauen und Schulkinder. Das gesamte Dorf war ausgelöscht. Eine wirklich grausame Geschichte, die sich offenbar auch in anderen Dörfern in vergleichbarer Weise wiederholt hat.
In Chatyn wurde jedoch ein recht eindrucksvolles Denkmal auf dem Gelände des ehemaligen Dorfes errichtet. Deshalb ist die Geschichte von Chatyn bekannt geworden. Das Denkmal ist wirklich sehr schön geworden und die Atmosphäre ist würdig und regt zum Nachdenken an. Anstelle jedes Hauses steht eine Betonstruktur mit einem Glockenturm, ab dem die Namen der zu Tode gekommenen Bewohner angebracht sind. Die Glocken läuten alle 30-40 Sekunden. Dies ist das einzige Geräusch, das man auf dem Gelände vernimmt.
Anstelle der Kirche ist ein Denkmal errichtet worden und auf einem Feld sind 186 gleichförmige Gräber zu finden. Auch ohne Russischkenntnisse ist die Anlage einen Besuch wert, denn man erkennt gut, worum es geht, ohne die Inschriften verstehen zu können. Im Zentrum erhebt sich eine Statue, die den einzigen Überlebenden zeigt. Er hält eine tote Gestalt auf den Armen.
Wenn Ihr also mal auf dem Weg von Minsk nach Vitebsk seid, dann haltet in Chatyn an und lasst die traurige Atmosphäre dieses sehr gelungenen Denkmals auf euch wirken.
Eure Beatrice!