Durch die Berge Ecuadors mit einem uralten Zug
Auf meinem Reiseprogramm stand Alausi, eine kleine Stadt im Hochland von Ecuador. Recherchen ergaben, dass es hier eine berühmte Zugstrecke und die Nase des Teufels gibt. Eine interessante Mischung. Ich war also gespannt. Von Norden her kommend, erreichte ich am späten Morgen die Stad Alausi, die in einem Tal liegt. Auf einem Hügel mitten in der Stadt erhebt sich eine ziemlich stattliche Statue, die San Pedro darstellt und die schon von weitem von den Bergen aus gut zu sehen ist.
Das Zentrum von Alausi bildet ein hübscher Bahnhof, der noch aus der Kolonialzeit stammt. Rund um das kleine Gebäude herum stehen noch andere Kolonialbauten, von denen viele sehr gut erhalten und bunt angestrichen sind. Auch der Zug, der kurz vor elf Uhr am Bahnhof anhält, scheint einer fernen Zeit entsprungen zu sein. Und das ist er wohl auch, denn die Bahnstrecke ist schon seit Jahrzehnten stillgelegt und wird nur noch für Touristen genutzt.
Warum das so ist, erschließt sich mir sehr bald nachdem der Zug sich in Bewegung gesetzt hat. Er kann sich nämlich an den unglaublich steilen Hängen nur sehr sehr langsam fortbewegen und muss an mehreren Stellen die Richtung ändern, um überhaupt an dem Berghang nach unten gelangen zu können. Die Leute, die im späten 19. Jahrhundert die Idee hatten, hier in den Anden eine Zugstrecke zu bauen, waren wohl ein wenig verrückt und sehr ehrgeizig. Außerdem hatten sie genug Geld zur Verfügung, um sich etwa 5000 Sklaven unter anderem aus Jamaika zu besorgen, die die Arbeit für sie erledigen konnten.
Langsam bewegte ich dann der Zug auf die Nariz del Diablo, die Nase des Teufels zu. An der Nase kämpfte sich der Zug immer weiter bergab, bis er schließlich unten im Tag ankam. Ich machte viele Fotos von der Landschaft und von der Nase, wobei ich mir mehrfach erklären lassen musste, inwiefern genau dieser Fels eine Ähnlichkeit mit einer Nase hat. Er hat in meinen Augen viel mehr Ähnlichkeit mit einem Felsen. Aber dieser Name ist natürlich recht einprägsam.
Am Fuß der Nase gibt es ein Museum, das die Geschichte der Eisenbahn in Ecuador erklärt. Die Hauptattraktion in Alausi ist jedoch die Zugfahrt in den klapprigen alten Waggons und natürlich die Tatsache, dass tatsächlich jemand auf die Idee gekommen ist, hier auf wenigen Kilometern mehr als 500 Höhenmeter mit dem Zug überwinden zu wollen.
Wenn man also schon mal in Ecuador unterwegs ist, sollte man die Gelegenheit nutzen und sich die Nase des Teufels anschauen.
Eure Beatrice!