Delhi: Tempel, Böller und die Liebe zum Lärm
Bei meinem mittlerweile vierten Besuch in Delhi habe ich tatsächlich noch jede Menge Tempel gefunden, die ich noch nicht kannte. Die Stadt ist einfach viel zu groß, um sie in ein oder zwei Tagen ganz zu sehen. Das Hauptproblem bei Delhi ist auch, dass ich nach einem oder zwei Tagen Atemprobleme bekomme und überwältigt bin von den schieren Menschenmassen, die so wahnsinnig viel Lärm machen. Ich war froh, als ich die Stadt in Richtung einer lungenfreundlicheren Umgebung verlassen konnte.
Auch diesmal habe ich eine Reise in den Norden geplant, will es mir aber nicht nehmen lassen auch zwei Tage in der stickigen, heißen und lauten Metropole zu verbringen. Zu allem Überfluss habe ich mir für meinen Besuch in Delhi diesmal zufällig das Datum des Deewali Festivals ausgesucht. Eigentlich handelt es sich um ein Lichterfest, aber die Bewohner der Hauptstadt halten offenbar nicht viel von Lichtern, oder auf jeden Fall mögen sie Feuerwerk, Kracher und Böller viel lieber als Lichter.
Die Bewohner vom Delhi haben also während meines Besuchs in Delhi dieses Mal kontinuierlich zwei Tage lang Feuerwerkskracher gezündet, wobei ihre Vorliebe für die besonders lauten Ungetüme aus China deutlich wurde. Der einzige Vorteil war, dass ich wegen der Böller die Tauben, die vor meinem Fenster im Hotel die ganze Nacht durch gurrten, kaum hören konnte. Die Zeitung am nächsten Tag zeigte auf der ersten Seite zwei Fotos, die deutlich machten, wie sehr Deewali die Luftverschmutzung in der Hauptstadt verschlimmert hatte. Schon das „Vorher“-Foto war im Grunde alarmierend.
Wenn man jedoch mitten in Delhi steht und die Tempel direkt vor sich hat, dann sieht man die Luftverschmutzung kaum. Ich konnte mir also den wunderschönen Lotustempel der Bahai noch einmal ansehen und ihn diesmal auch betreten. Es ist erstaunlich, dass er noch immer so weiß ist.
Dann habe ich mir den Akshardham Tempel angesehen, der von der Reinkarnation eines berühmten Sektengründers betrieben wird. Die Anlage ist wirklich eindrucksvoll, aber nicht historisch. 2005 wurde der reich verzierte Tempel mit neun Kuppeln und 243 Säulen eröffnet. Im Innern des Tempels erfahre ich einiges über die Lebensgeschichte des Sektengründers, der im Alter von 11 Jahren seine Eltern verlor, dann barfuß 12.000 Kilometer quer durch Indien spazierte und dann allen Menschen etwas über den Sinn des Lebens erzählte. Fotos darf man leider in seinem wunderschönen Tempel nicht.
Wirklich schöne fand ich auch die Anlage des Chanttapur Tempels, die gleich mehrere Tempelgebäude umfasst. Vor einem der Tempel wurde eine riesige Halle gebaut mit Gittern, die es den Gläubigen ermöglichen, geordnet wie am Flughafen in einer Schlange zu stehen. Das Gebäude wirkt wie ein riesiger Käfigkomplex, etwas verstörend, aber offenbar schützt er die Tempelbesucher vor der Sonne und vor dem Straßenverkehr, sowie wohl auch den Straßenverkehr vor den Tempelbesuchern. Zum Chanttapur Tempel gehört auch eine riesige Hanuman Statue in Orange. Der Affengott überblickt das gesamte Tempelareal wie auch die umliegenden Stadtteile.
Im nächsten Buch wird es einen ausführlichen Bericht aus Indien geben.
Eure Beatrice!