Es gibt eine fröhliche und eine traurige Geschichte aus Memphis. Das hier ist die fröhliche.
Auf dem Weg von Atlanta nach Memphis komme ich an einer Stadt vorbei, die Dublin heißt und an einer weiteren, die Bremen heißt. Zudem staune ich über Kirchen, die so groß sind wie Industriehallen und über ein Drive-In für Geldspenden. Dann endlich erreiche ich Memphis, Tennessee, die berühmte Heimat von Elvis Presley und die Geburtsstadt des Blues.
Durch einen verrückten Zufall betreten wir das Gelände von Graceland genau am 40. Todestag von Elvis Aaron Presley, nämlich am 16. August 2017. Zunächst halte ich die Menschenmengen, die sich in Elvis‘ Villa gegenseitig auf die Füße treten für den normalen Wahnsinn. Aber als ich dann am Ende der Tour vor den Gräbern von Elvis, seinen Eltern und seiner Großmutter stehe, fällt mir auf, dass ich kein besseres Timing hätte haben können. Dutzende von Blumensträußen, Karten, Teddybären, Grabkränzen und anderen Gaben schmücken die Gräber und den gesamten Garten. Neben mir steht eine Frau, die heftig schluchzt und von ihrem Mann getröstet werden muss.
Die eigentliche Tour durch Elvis‘ Villa in Graceland ist recht interessant, wobei allerdings auf die wirklich spannenden Fragen, wie zum Beispiel die, wie Elvis starb und die, warum er zu diesem Zeitpunkt eine neue Verlobte hatte, nicht eingegangen wird. Die interaktive Tour mit Tablet und Kopfhörern zeichnet das gesamte Leben von Elvis als eine geradezu unerträglich harmonische Idylle.
Da die Tour durch das Haus bereits über 40 Dollar gekostet hat und weder ich noch mein Begleiter wirklich Elvis Fans sind, lassen wir die Tour durch die Sammlung der goldenen Schallplatten, den Fuhrpark und die Privatjets der Familie Presley aus. Mit den Hardcore-Fans, die wohl mit Absicht an genau diesem Tag hier sind und von denen nicht wenige direkt einen Job als Elvisimitator annehmen könnten, können wir es ohnehin nicht aufnehmen.
Eine weitere Sehenswürdigkeit in Memphis ist die Beale Street in der Innenstadt. Hier sind am Abend natürlich auch hunderte von alten Leuten unterwegs, die in Reisebussen auf Elvis-Revival-Touren unterwegs sind. Die Atmosphäre in der Beale Street ist irgendwie ansteckend. Aus jedem zweiten Gebäude dringt Livemusik auf die Straße, bunte Neonreklamen leuchten und überall liegt der Geruch von Barbeque in der Luft. Auf dem Boden sind ähnlich wie auf dem Walk of Fame in Hollywood goldene Noten eingelassen, die die Namen vieler berühmter Musiker tragen, darunter B.B. King und natürlich auch wieder Elvis Presley.
Soviel zur schönen und heiteren Seite von Memphis – nächste Woche gibt es dann die traurigen Neuigkeiten aus der Stadt am Mississippi.
Eure Beatrice!