Yamoussoukro – die größte katholische Kirche der Welt und die heiligen Krokodile
Schon seit vielen Jahren stand die Elfenbeinküste auf meiner Liste der Länder, die ich gerne einmal bereisen will, hauptsächlich wegen ihrer bizarren Hauptstadt Yamoussoukro. Es war nicht nur der Name dieser Stadt, der die mir interessant erscheinen ließ, sondern vielmehr ihre eigenartige Entwicklungsgeschichte.
Yamoussoukro war vor 40 Jahren noch ein kleines Städtchen, an dem überhaupt nichts besonderes war, bis auf die Tatsache, dass hier zufällig Félix Houphouët geboren wurde, der in den 60er Jahren der erste Präsident der unabhängigen Elfenbeinküste wurde. Als er einige Jahre an der Macht war und ihm diese wohl etwas zu Kopf gestiegen war, beschloss er, dass die Elfenbeinküste nichts dringender bräuchte als eine neue Hauptstadt.
Viele Menschen im Land waren wohl der Meinung, dass Schulen, Straßen, Krankenhäuser und andere essentielle Dinge weitaus dringender benötigt wurden, aber deren Meinung zählte nicht. Also holte Houphouët in den 80ern Architekten und Planer aus aller Welt an die Elfenbeinküste und ließ diese an seiner neuen Hauptstadt arbeiten. In wenigen Jahren entstanden riesige Boulevards, die bis heute maßlos überdimensioniert sind und der Stadt eine Hauch Pjöngjang verleihen. Es entstand ein traumhafter Palast auf einem Gelände von fünf Quadratkilometern mit Burggraben und allem drum und dran. Es entstand auch ein Gebäude, das sich „fondation de la paix“ also Friedensstiftung nennt und in dem ein paar wenige Konferenzen stattgefunden haben. Es steht heute auch leer und wird nur hin und wieder mal genutzt.
Es entstand aber vor allem eine gigantische Kathedrale, deren riesige Kuppel man eigentlich von überall in Yamoussoukro aus sehen kann. Wenn ich sage riesig, dann ist das in diesem Fall keine Überreibung, denn die Basilika de Notre Dame de la Paix ist 22 Meter höher als der Petersdom in Rom und damit die höchste katholische Kirche der Welt. Die Kuppel wiegt 98.000 Tonnen und im Innern haben 18.000 Menschen Platz. 74.000 Quadratmeter buntes Bleiglas sind verarbeitet worden; ein Superlativ jagt den nächsten.
Houphouët wollte auch nie so richtig damit rausrücken, was ihn der ganze Spaß eigentlich gekostet hat. Erst nach seinem Tode haben die Architekten eine vorsichtige Schätzung gewagt, die irgendwo zwischen 200 und 300 Millionen Dollar lag. Houphouët soll immer nur behauptet haben, dass für ein Geschenk an Gott kein Preis zu hoch sei. Bei mehreren hundert Millionen kann man darüber allerdings wirklich streiten.
Als Attraktion in Yamoussoukro gilt zudem die Moschee, die Houphouët ebenfalls hatte erbauen lassen, allerdings bevor er zum Christentum konvertiert war und offenbar auch bevor er größenwahnsinnig wurde. Die Moschee sieht im Gegensatz zur Kathedrale bescheiden aus.
Eine ganz andere Attraktion in Yamoussoukro sind die heiligen Krokodile, die im Teich oder besser gesagt im Burggraben des Präsidentenpalastes umher schwimmen. Houphouët selbst hat ihnen lustige Namen wie General, Mayor oder Oberstleutnant gegeben. Eines der höherrangigen Krokodile hat vor ein paar Jahren einen der Männer verspeist, die mit der täglichen Fütterung betraut waren. Kein cleverer Schachzug, denn seither ist der Krokodilfüttererposten vakant und die Krokodile sind auf Almosen und Müll angewiesen.
Yamoussoukro hat gehalten, was ich mir von ihm versprochen habe! Architektonisch und auch kulinarisch – aber das wird noch nicht verraten.
Lust auf mehr? Lest es nach in Sehnsucht nach Überall!
Eure Beatrice!