Boundiali und seine verschiedenen Völker
Die Ortschaft Boundiali liegt etwa 30 Kilometer westlich von Korhogo im Norden der Elfenbeinküste. Das Städtchen hat um die 40.000 Einwohner und wirkt eher verschlafen und gemütlich. Nicht viele Besucher aus anderen Ländern kommen hierher. Ich habe in Boundiali auf jeden Fall niemanden gesehen, der auch nur entfernt an einen Touristen erinnert hat.
Boundiali hat eine kleine Moschee und einen geschäftigen Markt, auf dem es viele verschiedene Gemüse und im April vor allem Mango in allen erdenklichen Farben und Größen gibt. Mein Reiseleiter hat irgendwo an der lehmigen Piste, die Boundialis Hauptstraße darstellt, ein traditionelles Restaurant gefunden, in dem ich ein Mittagessen einnehmen konnte. Die Kellnerin kam erst gar nicht auf die Idee, mir die Speisekarte zu geben, um dann anschließend zu erklären, dass es die ersten sieben Gerichte, die ich bestellen will, nicht gibt. Stattdessen sagte sie mir einfach gleich, welche beiden Gerichte verfügbar waren. Eine clevere Frau. Ich entschied mich für Hühnchen in Erdnusssauce mit Reis und Erbsen. Eine hervorragende Wahl, wie sich herausgestellt hat. Vor allem die Erdnusssauce war großartig im Café 647.
Boundiali ist interessant, weil hier in der Umgebung so viele verschiedene Völker auf engem Raum leben. Von Boundiali aus kann man nach N’Dara fahren und dort den faszinierenden Initiationstanz der Senoufo erleben. Man kann sich ansehen, wie die Senoufo hier leben und wie geschickt sie ihre Speicherbauten errichten, um das Getreide so lange wie möglich aufbewahren zu können.
Aber in der Nähe von Boundiali liegen auch verschiedene Dörfer der Fulbe oder Peul, wie die Franzosen sie nennen. Die Fulbe hier in der Gegend sind Muslime, weshalb es in ihren Dörfern keine kleinen Schweinchen gibt.
Die Frauen der Fulbe hier haben faszinierende Lippentattoos, die alle Schmerzen und Leiden moderner Tätowierungen in den Schatten stellen. Während ich über die Tapferkeit und Schmerzunempfindlichkeit dieser jungen Frauen staune, bewundern sie mein Piercing und kommen zu dem Schluss, dass das ja wohl ziemlich verrückt ist. Leider können wir kaum kommunizieren, denn die Peul hier sprechen kein Französisch.
Die Elfenbeinküste ist ein faszinierender Ort voller fremder Kulturen, den man unmöglich innerhalb von wenigen Wochen ganz erfassen kann. Gut möglich, dass ich irgendwann wieder dorthin fliege.
Lust auf mehr? Lest es nach in Sehnsucht nach Überall!
Eure Beatrice!