Korhogo und seine heiligen Steine
In Korhogo, im Norden der Elfenbeinküste, schlägt der Puls etwas langsamer als in der geschäftigen Stadt Abidjan im Süden. In Korhogo ist es etwas trockener aber auch etwas heißer als im Süden und die Menschen hier gehören anderen Volksgruppen an als weiter südlich. Wer einen guten Eindruck von der Vielfalt der Elfenbeinküste erhalten will, der muss also auch den Norden und Korhogo besuchen.
Das habe ich natürlich getan. Die Stadt hat ein lebendiges Zentrum mit einem überfüllten Markt, auf dem alles Mögliche angeboten wird. Es gibt eine Moschee und jede Menge Gebäude, die überhaupt nicht schön sind. Der Charme Korhogos liegt rund um die Stadt herum in den Landschaften, Dörfern und Wäldern beziehungsweise Savannen. Eine der Hauptattraktionen ist der heilige Wald von Korhogo, der überhaupt kein Wald ist.
Die Ivorer nennen ihre heiligen Stätten immer forêt sacré. Das bedeutet Heiliger Wald. Es muss aber kein Wald sein. In Korhogo ist der Heilige Wald nämlich ein felsiges kleines Plateau, auf dem einige etwa 4-5 Meter hohe runde Felsen liegen. Hier sind immer ein paar Fetischpriester, Hexen oder Wahrsager zugegen, die den Menschen ihre Unterstützung anbieten.
Für ein paar Francs kann man eine Konsultation arrangieren. Dabei werden Formeln gemurmelt, kleine Fetischfiguren befragt und Hände gehalten. Am Ende der Zeremonie verkündet die Hexe oder der Priester dann das Ergebnis. Er oder Sie hat mit den Ahnen und Geistern Kontakt aufgenommen und sagt die Zukunft voraus. Je nachdem, was dabei herauskommt, muss der Betroffene am nächsten Tag wieder kommen und ein Hühnchen, im schlimmsten Fall sogar eine Ziege opfern. Bei einem Hühnchen tun sich viele Optionen auf, denn dem Huhn wird der Kopf abgeschnitten, woraufhin es noch ein wenig umher läuft und zappelt.
Schließlich fällt das Tier tot zu Boden und je nach Position kann der Hexenmeister oder die Fetischpriesterin erkennen, ob das Opfer „funktioniert“ hat. Ein Hühnchen, das auf dem Rücken landet, kann zu weiteren Hühneropfern führen…
Ich hatte das zweifelhafte Vergnügen, eine Ziegenopferung mitzuerleben. Meine Herren, es ist harte Arbeit, eine Ziege zu töten. Ich war ein bisschen fasziniert, ein bisschen angewidert und ein bisschen erstaunt. Das Gute an der ganzen Prozedur ist, dass das Fleisch anschließend zubereitet und von der ganzen Familie gegessen wird. Es wird also nichts verschwendet.
Korhogo ist aber auch interessant, weil so viele kleine Dörfer von verschiedenen Volksgruppen in der Umgebung liegen. In Ouaranienné kann man den Männern dabei zusehen, wie sie an hölzernen Webstühlen arbeiten. In den Senoufo-Dörfern sind die Speicherbauten interessant. Es gibt aber auch Fulbe in der Gegend und natürlich jede Menge Plantagen, auf denen zum Beispiel Cashewnüsse angebaut werden.
Korhogo hat mir besonders gut gefallen, weil es etwas ruhiger war und sehr vielseitig. Zudem war das Essen hier echt gut und die trockene Hitze war angenehmer als die Feuchte im Süden des Landes.
Lust auf mehr? Lest es nach in Sehnsucht nach Überall!
Eure Beatrice!