Brüssel – immer wieder von seiner schönsten Seite
Ich mag Brüssel sehr gerne. Vor allem im Sommer ist die Stadt lebendig, international und voller Leute, die in den Straßen Bier trinken. Zumindest an den Wochenenden. Zudem riecht es in Brüssel überall nach Waffeln, was die Stadt gleich sympathisch macht.
Dieses Mal habe ich mir für meinen Besuch in Brüssel ein ganz besonders passendes Wochenende ausgesucht: erstens war es Anfang Juli und damit sommerlich warm bis spät in die Nacht, was noch mehr Menschen auf die Straßen gelockt hat. Und zweitens war es das Wochenende an dem die belgische Fußballmannschaft erstaunlicherweise im Viertelfinale der Weltmeisterschaft gegen Brasilien gewonnen hat. Das hat die Menschen nicht nur auf die Straßen gebracht, sondern sie auch noch in eine extreme Ekstase versetzt.
Nachdem ich mich mit meinem Navi fast 30 Minuten gestritten hatte – es wollte ums Verrecken links abbiegen und zwar bei jeder einzelnen Einbahnstraße – habe ich schließlich doch noch einen Weg gefunden, um zum anderen Ende der Einbahnstraße zu gelangen und ins Parkhaus einfahren zu können. Halleluja. Das Parkhaus war dann auch noch mehr als abenteuerlich, mit schwarzen Schleifspuren an Wänden und Decke, die eindeutig von Autodächern und Kotflügeln stammten. Es ist mir ein absolutes Rätsel, wie die verschiedenen Fahrzeuge es überhaupt bis auf die erste Etage geschafft haben, denn mein Auto ist wirklich klein und ich hatte schon Mühe, es unversehrt unterzubringen.
Auf jeden Fall habe ich es fast pünktlich zum Anpfiff geschafft und dann in einem äthiopischen Restaurant die erste Halbzeit des Spiels bei hervorragendem Essen miterlebt. Die Belgier waren schon ganz außer sich. Die zweite Halbzeit habe ich in einer Bar gesehen, in der ich schon nicht mehr bedient wurde, weil sich keiner der Kellner auch nur für eine Sekunde vom Bildschirm lösen konnte.
Nach dem Spiel verwandelte sich die Innenstadt von Brüssel dann in etwas, das Athen am ersten Mai oder Hamburg beim G20 Gipfel glich – nur mit einer etwas fröhlicheren Grundstimmung. Die Polizei hielt sich zurück und ließ die Fußballfans mit ihren bengalischen Feuern spielen und ihre Fahnen schwenken. Für mehrere Stunden hüpften tausende von Menschen, in belgische aber auch marokkanische, spanische und undefinierbare Fahnen gehüllt, auf dem Platz vor der Börse auf und ab, als gäbe es kein Morgen.
Schrägerweise war auf der Grand Place gleichzeitig ein ganz anderes Spektakel im Gange. Dort fand der Ommegang statt. Das ist ein Umzug mit mehr als 1000 Leuten in historischen Kostümen, mit Pferden, Wagen und riesigen Pappmascheedrachen. Die Gebäude an der Grand Place waren wunderschön angestrahlt, wie sonst im Winter und es habe Nebel und Opernsänger. Der Kontrast zwischen Ommegang und Fußballparty hätte nicht größer sein können.
An dieser Stelle muss ich nochmal die Waffeln loben und die riesige Auswahl an belgischem Bier in den Geschmacksrichtungen Kirsche, Banane, Schokolade (es schmeckt so schräg wie es sich anhört) und Mango. Und natürlich auch mit Biergeschmack für alle, die es langweilig mögen.
Brüssel ist immer eine Reise wert!
Eure Beatrice!