Hanoi – eine lebendige Stadt wo sich alt und neu begegnen
Hanoi hat mich dieses Mal nicht mit Sonnenstrahlen empfangen. Allerdings war es Mittwoch morgen und das bedeutete, dass Ho Chi Minh dieses Mal höchstpersönlich zugegen sein würde, um mich zu begrüßen. Also zumindest würde ich die Gelegenheit bekommen, ihn zu sehen. Vom Flughafen aus habe ich mich zum Hotel bringen lassen, wo ich bei den fünf jugendlichen Mitarbeitern an der Rezeption nur schnell mein Gepäck abgegeben habe. Und dann habe ich mich sofort auf den Weg gemacht zum Mausoleum.
Bei meinem letzten Besuch war Ho Chi Minh zu seiner jährlichen Schönheitskur in Russland gewesen. Deshalb war ich diesmal umso begeisterter, die lange Schlange vor dem Mausoleum zu sehen. Vor dem Mausoleum und neben dem Mausoleum und hinter dem Mausoleum und auch noch fünf Blocks weiter weg. Die Schlange war unglaublich lang. Kurz war ich beunruhigt, denn der Herr empfängt nur zwischen 8 und 11 Uhr Besucher und das auch nur dreimal in der Woche. Aber schnell bemerkte ich, dass die Schlange recht schnell vorrückt. Nach einer halben Stunde hatte ich fast schon den Eingang erreicht.
Dann ging alles sehr schnell. Ich wurde wie alle anderen Besucher auch durch das kleine aber majestätische Mausoleum geschoben. Überall standen weiß gekleidete Soldaten, die darauf achteten, dass niemand stehen bleibt oder es gar wagt, Fotos zu machen. Wenige Sekunden nach Betreten stand ich also wieder unter freiem Himmel und versuchte mir alles, was ich gerade gesehen hatte, einzuprägen. Ich bin einfach ein großer Fan von einbalsamierten Staatschefs.
Ansonsten hat sich Hanoi in den letzten 11 Jahren sehr verändert. Ich erkenne die Altstadt wieder, durch die ich damals mit einer Rikscha gefahren war. Rikschas gibt es nicht mehr. Millionen von Mopeds fahren herum und machen Lärm. Die kleinen Restaurants, deren winzige Schemel auf dem Bürgersteig stehen, gibt es glücklicherweise noch. Am Rande der Altstadt ist ein Gebäude entstanden, in dem vier verschiedene amerikanische Fast Food Restaurants fast vergeblich auf Gäste warten. Das Essen in den kleinen traditionellen Lokalen ist einfach zu gut und zu günstig.
Ich habe mir erneut den Literaturpalast angeschaut, der sich noch immer in einem einwandfreien Zustand befindet. Die Schildkröten mit den Stelen, auf denen asiatische Weisheiten stehen, haben nun ein Dach über dem Kopf, das sie vor Regen bewahrt. Der Tempel wirkt wie neu.
Das alte französische Gefängnis kann besichtigt werden. In dem gelben Bauwerk waren einst Gegner des Kolonialregimes eingesperrt. Überall sieht man Fotos der Rebellen, die für die Freiheit des Landes gekämpft haben. Viele von ihnen sind hier bei unmenschlichen Haftbedingungen gestorben. Nicht wenige jedoch konnten durch die Kanalisation fliehen. Dies wird sehr anschaulich geschildert und ist ziemlich widerlich und ergreifend. Im Hinterhof des Museums gibt es ein schönes Denkmal für die Verstorbenen dieses grausigen Ortes. Direkt daneben befindet sich eine Ausstellung über Ho Chi Minh und die Unabhängigkeit Vietnams, bei der der Kommunismus und der Anführer ein wenig zu sehr in den Vordergrund gestellt werden.
Wenn Ihr nach Hanoi gelangt, dann solltet Ihr auf jeden Fall versuchen, in der Altstadt unterzukommen. Dort wimmelt es noch immer von Restaurants, kleinen Geschäften und Hotels. Hier gibt es die besten Nudelsuppen und der Charme der alten französischen Häuser ist noch zu erkennen.
Lust auf mehr? Lest es nach in Sehnsucht nach Überall!
Eure Beatrice!