Thessaloniki – Schlecht gelaunte Griechen und gut gelaunten Katzen
Die Stadt Thessaloniki stand nicht unbedingt auf meiner Reiseliste. Ich mochte nur irgendwie den Namen. Der klingt so typisch griechisch. Zudem waren die Flüge zu den griechischen Inseln irgendwie unpraktisch und langwierig… also fiel die Wahl kurzfristig auf Thessaloniki. Einfach mal schauen, was es da zu sehen gibt. Griechenland ist schließlich Griechenland und sollte voller Altertümer stecken!
Zunächst muss ich Thessaloniki ein wenig rügen, denn die ersten Menschen, die mir begegnet sind, waren alle ausnahmslos schlecht gelaunt und geradezu mürrisch. Der Taxifahrer war griesgrämig, kurz angebunden und unfreundlich. Der Mann am Hotelempfang stand ihm in nichts nach. Schließlich war auch noch die Eintrittskartenverkäuferin an der Rotunde sehr wortkarg und schaute mich an, als hätte ich ihre Schwester erschlagen.
Ich bin geradezu schockiert, als mich am Abend ein junger Mann in einem Restaurant mit einem gutgelaunten Wortschwall in bestem englisch empfängt und mir unaufgefordert alle Optionen auf der Speisekarte in den höchsten Tönen umschreibt. Entweder hat er gerade im Lotto gewonnen oder er will sein Englisch an mir ausprobieren. Auf jeden Fall bin ich erleichtert, dass es auch fröhliche Menschen hier in Thessaloniki gibt.
Als mir die Dame im Supermarkt anschließend nur widerwillig eine Flasche Wasser verkauft, bin ich im Grunde schon an die schlecht gelaunten Griechen gewöhnt. Am nächsten Morgen eröffnet mir ein anderer Herr an der Rezeption des Hotels, dass es das erste Wochenende in Thessaloniki ist, an dem es etwas kühler ist. Vielleicht macht das die Leute unausstehlich. Ich hätte mich auch über etwas mehr Sonne gefreut, habe aber kein Glück.
Also besichtige ich alle alten Gemäuer und viele Kirchen. Wie in Russland gibt es in den Kirchen jede Menge Ikonen, Särge und Reliquien. Das Erschreckende an der griechisch orthodoxen Religion ist, dass alle Besucher alles, was auch nur im entferntesten heilig ist, küssen. Das ist in meinen Augen eine hygienische Katastrophe, ist aber möglicherweise nur eine nationale Immunisierungskampagne. Auf jeden Fall ist es ein Wunder, dass nicht alle Gläubigen ständig krank sind.
Kulinarisch gesehen ist Thessaloniki weniger international ausgerichtet, als ich es vermutet hatte. Allerdings sind einige der griechischen Restaurants recht kreativ und so finde ich leckere Salate, typische Moussaka- und Souvlaki-Gerichte aber auch mit Süßkartoffeln gefüllte Ravioli in einer griechischen Käsesauce. Und das Beste: das Essen ist überhaupt nicht teuer, zumindest nicht in den Lokalen, die nicht direkt an der Uferpromenade liegen.
Eins ist mir noch aufgefallen: Ich glaube ich habe noch nie eine Stadt besucht, in der es mehr Katzen gab als in Thessaloniki. Und diese Katzen waren zudem noch alle recht gut genährt, gepflegt, zufrieden und zutraulich. Es gibt sie in allen Farben und Gewichtsklassen.
Keine Angst – ich habe keine Ikone geküsst. Ich bringe die thessalonikischen Keime also nicht mit nach Hause!
Eure Beatrice!