Das Wandern ist des Müllers Lust, richtig?
Das Müllerthal ist eine kleine Ortschaft im Osten von Luxemburg, aber auch eine ganze Region, die als eine der landschaftlich schönsten im ganzen Großherzogtum bekannt ist. Selbst die Luxemburger machen hier Urlaub. Kein Wunder, dass man also im Müllerthal auch zu Corona-Zeiten vielen Wanderern begegnet.
Es war mal wieder die Idee meines exzessiv wandernden Lieblingsonkels. Diesmal waren es sogar mehr als 500 Höhenmeter und der Muskelkater war mir für den nächsten Tag sicher. Ich gehe ja auch nicht jeden Tag 13 Kilometer.
Das Müllerthal ist wirklich hübsch. Unerwartet felsig. Auf dem Müllerthal Trail und den verschiedenen Wanderwegen und Felsenwegen, die durch das Müllerthal führen, sind voller dicker Felsbrocken, die dort von einem Riesen achtlos und großzügig verteilt zu sein scheinen.
Daher sind hier auch jede Menge Kletterer unterwegs, die sich an den steilen Felswänden emporziehen und dabei echt sportlich aussehen. So ein mitteleuropäischer Mischwald ist hübsch und im Müllerthal wirkt er besonders märchenhaft. Hier gibt es auch Burgen und malerische Ortskerne, aber das eigentliche Highlight sind die dicken Steine.
Es gibt auf den verschiedenen Wanderwegen viele enge Passagen, wo man sich zwischen mächtigen Felsen hindurch schlängeln muss. Diese Felsspalten und Höhlen haben Namen wie Räuberhöhle. Viele Sagen und Legenden umgeben das Müllerthal. In einer der Schluchten liegt ein uralter Schatz, der von einem Grafen beschützt wird, der seine Seele dem Teufel verkauft und sich daraufhin in einen Hund mit glühenden Augen verwandelt hat. Wer einen geweihten Rosenkranz in die Schlucht wirft, wird den Graf befreien und den Schatz bekommen. Ich wüsste nur zu gerne, wie viele Rosenkränke da unten liegen.
Hunde mit glühenden Augen habe ich nicht gesehen, dafür aber jede Menge dicke Felsen. Es ist eine unglaublich schöne Gegend. Ich würde mich wieder für Hanoi entscheiden statt für das Müllerthal. Aber ich bin auch irgendwie verrückt und liebe lange unbequeme Flüge, brütende Hitze, haushohe Sprachbarrieren und marode Hotelzimmer im letzten Winkel dieser Welt.
Eure Beatrice!