Byblos – Antiker geht es eigentlich nicht!
Die Stadt Byblos liegt nur etwa 40 Kilometer nördlich von Beirut an der Mittelmeerküste im Libanon. Es handelt sich um eine ganz besondere Stadt, denn Byblos ist die älteste Stadt der Welt, die ununterbrochen bewohnt ist. Die kleine Hafenstadt blickt auf eine mindestens 9000 Jahre lange Geschichte zurück und diese hat natürlich ihre Spuren hinterlassen.
Es lohnt sich, einen Blick auf den winzigen Hafenbereich zu werfen. Ein Sandstrand grenzt an diesen Hafen und lockt viele Besucher an – zumindest dann, wenn nicht gerade eine Pandemie herrscht und alle behaupten, dass der Libanon gefährlich ist, nur weil die Menschen ihre korrupten Politiker immer wieder rauswerfen und nachhaltig darauf drängen, endlich mal eine anständige Regierung zu bekommen. Das macht die Libanesen sympathisch, nicht gefährlich.
Praktischerweise haben die Menschen in Byblos in den letzten 9000 Jahren ihre Prachtbauten immer wieder an dieselbe Stelle gesetzt. Für die Archäologen war das weniger praktisch, denn sie mussten die Tempel und Mauern schichtweise abtragen. So kommt es auch, dass einige Tempel versetzt werden mussten, um dem Tempel, der jeweils eine Schicht weiter darunter lag, Platz für seine Ausgrabung zu machen. Praktisch ist es aber für die Besucher wie mich, denn so konnte ich innerhalb von weniger als zwei Stunden Ruinen aus der prähistorischen Zeit, der Bronzezeit, der phönizischen, hellenistischen und römischen Periode sowie aus der Zeit der Kreuzritter bestaunen.
Die Kreuzritter waren die letzten, daher ist ihre Burg noch am besten zu erkennen. Sie ist sogar recht stattlich. Die Kreuzritter haben viele der römischen Säulen benutzt, um ihre Burgmauern zu verstärken. Daher sind kaum noch römische Säulen in ihrer ursprünglichen Funktion zu erkennen.
Am liebsten mochte ich den Tempel des Il, der aus der Bronzezeit stammt und eine göttliche Dreifaltigkeit von Gott, Göttin und Sohn verehrte. Auch der Tempel der Obelisken hat mir gut gefallen.
Nicht weit von diesem umfangreichen Ruinenfeld befinden sich eine gemütliche Einkaufsstraße mit vielen Souvenirläden und Restaurants sowie eine schöne maronitische Kirche aus dem 11. Jahrhundert. Dieser Kirche sieht man ihr Alter wirklich an. In einem der Läden werden Fischfossilien ausgestellt und auch verkauft. Offenbar findet man, wenn man nur am richtigen Ort sucht, in der Nähe von Byblos in den 800 Meter hohen Bergen Tonnen von bestens erhaltenen Fischfossilien, die 100 Millionen Jahre alt sind. Da oben muss wohl mal ein Ozean gelegen haben.
Das war in der Kreidezeit. Lange her. Als ich keine der Fischfossilien kaufen will, schenkt mir der Shopbesitzer eine. Ich bin nun stolze Besitzerin eines Fossils, für dessen Entstehung der Urahn eines Herings sein Leben lassen musste. Bei einem Alter von 100 Millionen Jahren ist das jedoch sicher schon verjährt und die heutige Heringspolulation hat ja auch wirklich andere Probleme als diese Grabschändung in den Bergen von Byblos.
Wenn Ihr also mal in den Libanon kommt – und das solltet Ihr so bald wie möglich – dann schaut euch unbedingt Byblos und seine vielen alten Steine an. Es ist faszinierend.
Eure Beatrice!
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