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Sidon – Seife, Kreuzritter und ein einsamer Fruchtbarkeitstempel

By 19. Januar 2022Dezember 4th, 2022Auf nach Anderswo

Sidon – 4600 Jahre Geschichte im Süden des Libanon

Sidon liegt etwa 20 Kilometer südlich von Beirut. Für die Libanesen ist das fast schon seit weg, denn egal in welche Richtung man von Beirut aus losfährt, erreicht man nach spätestens 100 Kilometern das Ausland. Das tut allerdings niemand, denn dieses Ausland ist das besetzte Palästina beziehungsweise das dem Libanon nicht ganz wohlgesonnene Israel oder eben Syrien, wo im Moment kaum jemand allzu gerne hinfährt.

Zurück zu Sidon. Direkt neben der Stadt befindet sich der uralte Eschmun-Tempel. Er wurde schon vor 2600 Jahren errichtet und zwar um dem phönizischen Fruchtbarkeitsgott Eschmun einen Gefallen zu tun. Alles lief prima. Alle waren fruchtbar und zufrieden. Aber irgendwann kamen die Perser, die Griechen, die Mamelucken, die Babylonier, die Römer, die Osmanen, die Byzantiner – allerdings nicht in dieser Reihenfolge. Sie alle bauten etwas an dem uralten Tempel um oder an oder obendrauf.

Bei einigen Gebäudeteilen kann man gut erkennen, wer sie gebaut hat. Ein paar dicke Steine aus der Perserzeit konnten leicht identifiziert werden. Ein paar Mosaike aus der Römerzeit ebenfalls. Im vorderen Bereich der Ausgrabungsstätte ist deutlich eine byzantinische Kirche zu erkennen. Hier wird gerade noch weiter ausgegraben. Heute haben allerdings die Eidechsen vollkommen das Zepter in der Hand. Sie sind die einzigen, die täglich dem Fruchtbarkeitsgott huldigen.

Das zweite Highlight von Sidon ist die Kreuzritterburg, die geradezu malerisch auf einer künstlichen Insel etwa 100 Meter von der Küste entfernt steht. Sie ist über einen Steg oder besser gesagt Damm zu erreichen und noch ziemlich gut in Schuss. Die Kreuzritter haben ihre Mauern mit Hilfe von massiven römischen Säulen verstärkt und auf diese Weise etwas für die Ewigkeit geschaffen.

In der Stadt Sidon besuche ich dann noch den Basar, in dem sich eine wunderschöne alte Karawanserei versteckt. Diese ist liebevoll restauriert worden und man kann deutlich die Unterkünfte für die Händler erkennen. Einst sind hier Seefahrer aus Europa und Händler aus dem gesamten Orient aufeinander getroffen, um ihre Waren auszutauschen. Seide gab es hier, Gewürze, Schmuck, Salz und wahrscheinlich auch jede Menge Geschichten. Klingt aber wahrscheinlich romantischer als es war, denn Duschen gab es nicht und die Seeleute rochen bestimmt nach ein paar Wochen auf See recht streng. Ebenso die Karawanenhändler nach Wochen auf dem Kamel.

Seife gab es allerdings in Sidon auch. Und die gibt es auch heute noch. Es ist Seife, die aus Olivenöl, Asche und Soda hergestellt wird. Und ein paar wohlriechenden Zutaten. Im Seifenmuseum in Sidon kann man sich den Prozess erklären lassen. Es klingt viel appetitlicher als ich es mir gedacht hatte. Kein Wunder, denn alle meine Kenntnisse von Seifenherstellung hatte ich bisher aus dem Film Fight Club.

Schaut also mal in Sidon vorbei, wenn Ihr die Gelegenheit habt.

Eure Beatrice!

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Oder lies alles ganz detailliert nach in „Auf nach Anderswo!

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