Chenini – Wer will schon noch in Höhlen wohnen?
Chenini hat mich auf meiner Reise nach Tunesien besonders begeistert. Es ist ein kleines Dorf, das an einem Berghang liegt und das seit den frühen 90er Jahren verlassen ist. Weiter unten am Berghang haben ein paar wenige verbliebene Bewohner sich neue Häuser gebaut. Alle anderen sind nach Tunis oder in eine der anderen wirtschaftlich interessanten Städte gezogen. Vielleicht sogar ins Ausland.
Warum, fragt Ihr euch? Nun, wer will heute schon noch in einer Höhle leben, selbst wenn sie irgendwie romantisch und zauberhaft aussieht? Richtig. Niemand. Chenini war einst ein Meisterwerk der Camouflage-Baukunst. Das gesamte Dorf hat dieselbe Farbe wie der Berghang, an dem es liegt. Das gesamte Dorf außer der Moschee.
Die Menschen haben ihre Häuser in Chenini teilweise in den Fels hinein geschlagen, wie es bei den Berbern, den Amazik, wie sie sich selbst nennen, üblich war. Mit den Felsstücken, die sie aus dem Berg herausgeschlagen oder gebrochen haben, wurde vor der jeweiligen Höhle ein Vorhof, ein zusätzliches Zimmer oder eine Mauer gebaut. Alles Ton in Ton. Für Freund und Feind von Weitem unsichtbar.
Leider gab es in den Höhlen keinen Strom oder fließendes Wasser und so verfällt Chenini nun vor sich hin. An vielen Gebäuden, vor allem den besonders schönen ganz oben auf dem Hügel, sieht man, dass sie instand gehalten werden. Vielleicht kümmert sich ein Denkmalpflegeverein darum. Irgendwer scheint den Müll zu entsorgen und nach dem Rechten zu sehen.
Einige der Bauten sind aber schon zusammengestürzt und wurden zu Lagerflächen für Abfälle. Sogar ein paar metallene Container aus dem Zweiten Weltkrieg stehen noch herum. Seltsam. Dank Corona hatte ich auch diese Attraktion für mich alleine, weshalb ich grandiose Fotos von Chenini glänzend in der Nachmittagssonne schießen konnte. Ein faszinierender Ort. Chenini ist eines meiner Highlights in Tunesien.
Eure Beatrice!