Khartum – Vorm Ertrinken gerettete Tempel
Die Hauptstadt des Sudan empfängt ihre Besucher am internationalen Flughafen, der mitten in der Stadt liegt. Ich weiß nicht, ob ich jemals so lange auf meinen Koffer gewartet habe wie hier. Und das Verrückte war, dass während einer Stunde und 50 Minuten kontinuierlich Koffer auf dem Band rundliefen und ständig neue dazu kamen, nur eben nicht meiner. Glücklicherweise kam er aber dann doch noch.
In Khartum fließen der weiße und der blaue Nil zusammen, um fortan nur noch Nil zu heißen. Hier leben acht Millionen Menschen. Vielleicht auch etwas mehr. Das kann keiner so genau sagen. Zu Khartum gehört auch Omdurman, wo sich der alte Souk befindet. Hier ist den ganzen Tag über ganz schön was los. In der Gewürzgasse riecht es zauberhaft, in der Fleischergasse weniger zauberhaft. In der Souvenirgasse werden verdächtig viele ausgestopfte Krokodile angeboten.
Khartum hat aber nicht nur alte Gassen und staubige Souks, sondern auch sehr moderne Architektur. Das beste Beispiel ist wahrscheinlich das Corinthia Hotel, das vor einigen Jahren von Muhammar Gaddafi finanziert wurde. Nach seinem Tod hat es allerdings seinen neuen Namen Corinthia bekommen. Mich hat es, vor allem von innen, an das Burj al Arab in Dubai erinnert. Aber hübsch ist es. Schön rund. Weniger bunt als das Burj al Arab.
Spannend ist auf jeden Fall das Nationalmuseum in Khartum. Ich war ja etwas enttäuscht, als ich hörte, dass das eigentliche Museumsgebäude mit der ganzen Sammlung an Altertümern gerade renoviert wird. Ich fragte mich schon, was ich denn dann überhaupt hier mache, denn von außen sieht das Gebäude sehr unscheinbar aus. Aber glücklicherweise stehen die tollsten Fundstücke rund um das eigentliche Museum herum. Naja, ob es die tollsten sind, kann ich nicht sagen, aber es sind die größten. Man hat nämlich damals, als der Nasserstaudamm in Assuan gebaut wurde und das ganze Gelände des Nassersees sich langsam aber sicher mit Wasser füllte, in einer wenige Jahre dauernden Hauruck-Aktion eine große Menge von Tempelanlagen geborgen und hierher nach Khartum gebracht oder auch anderswo hin. Das war der einzige Weg, um sie vor dem Wasser und damit vor der Zerstörung oder zumindest von der ewigen Versenkung zu bewahren.
Seither stehen in Khartum der östliche und der westliche Semna Tempel sowie der Buhen Tempel aus der Zeit um 1400 vor Christus. Die Tempel wurden von Hatchepsut gebaut und später von Tutmosis umgewidmet. Das bedeutete, dass er überall dort, wo Hatchepsut zu sehen war ein Bild von sich selbst drüber ritzen und malen ließ. Das mag damals recht gut funktioniert haben, aber nun, wo die Farbe abgefallen ist, kommt auch Hatechepsut unter Tutmosis wieder zu Vorschein.
Da sind richtig tolle Reliefs erhalten, manche sogar mit den Originalfarben. Kaum auszudenken, wie prächtig und farbenfroh all diese Tempelanlagen einst waren.
Es gab in der meroitischen Zeit neben den bekannten ägyptischen Göttern wie Anubis, Isis, Hathor, Seth, Osiris und Amun auch einen ziemlich berühmten Löwengott namens Abademac und eine Froschgöttin. Sie hieß Hekit. Sie gefällt mir ziemlich gut. Frösche sollten mehr Beachtung in der Götterwelt finden. Auch außerhalb von Khartum.
Zusammenfassend muss ich sagen, dass Khartum beziehungsweise Omdurman als Einstieg in eine Reise durch den Sudan ziemlich gut geeignet ist. Und es kann eigentlich nur besser werden, wenn das Nationalmuseum auch noch seine Innenräume mit den tausenden Artefakten öffnet.
Eure Beatrice!
Hat dir mein Blogartikel gefallen? Dann schau dir auch die anderen Artikel über den Sudan an: Old Dongola, Meroe, Nuri, Karima und Kerma.
Oder lest alles ganz detailliert nach in „Auf nach Anderswo!“
One Comment