Abydos – Das unbekannte Ägypten
Nach Abydos oder auch Abydous kommen nicht viele Touristen, zumindest nicht in Corona-Zeiten. Selbst vor der Pandemie haben sich nur diejenigen nach Abydos verirrt, die mehr als nur Gizeh und die Tempel zwischen Luxor und Assuan sehen wollten. Abydos liegt ein paar Stunden Fahrt von Luxor entfernt. Wegen der ständigen Polizeikontrollen dauert die Fahrt wahrscheinlich mehr als einen halben Tag. Glücklicherweise habe ich mich für die unbequemere Variante ohne Kreuzfahrtschiff entschieden und für die Attraktionen, die sich zwischen Kairo und Luxor befinden. Abydos ist eine dieser Attraktionen und absolut eine Überraschung.
Der Tempel von Abydos oder besser gesagt die Tempel von Abydos haben mich ziemlich umgehauen. Ich hatte auch noch das Glück, dass kaum ein Tourist da war und dass es den Wärtern daher egal war, ob die Besucher ihre Kameras benutzen oder nicht. Hauptsache, es kommt überhaupt wer.
In Abydos haben Sethos I und sein Sohn Ramses II an einem riesigen Tempel gebaut oder besser gesagt bauen lassen. Der ältere Bereich, den Sethos I errichten ließ, ist sieben Göttern geweiht. Das ganze hat einen faszinierenden Hintergrund, denn Sethos I war der Nachfolger von Tutanchamun, der nach dem Ausflug seines Vaters Echnaton in den Monotheismus wieder zurück zu den wahren ägyptischen Göttern fand. Da Tutanchamun nicht besonders lange regierte – er wurde vermutlich Opfer eines Mordes und dankte daher recht früh ab – fand Sethos I, dass es dringend nötig wäre, die alten Götter wieder gnädig zu stimmen.
Er war sich sicher, dass Osiris, Amun Ra, Hathor, Ptah, Horus, Anubis, Isis, Khnum, Mut, Toth und die ganze Mannschaft in der ägyptischen Götterwelt richtig sauer waren, nachdem fast ganz Ägypten unter Echnaton mindestens 16 Jahre lang (je nach Quelle) den neu erfundenen Gott Aton angebetet hatten und alle anderen schändlich vernachlässigt hatten. Daher veranlasste er den Bau dieses grandiosen Tempels. Er widmete sechs der wichtigsten Götter je eine Kapelle. Die siebte Kapelle war für ihn selbst, denn mit seiner Krönung war er ja schließlich auch ein Gott.
Sein Sohn Ramses II erweiterte den ohnehin schon großartigen Tempel um einen noch größeren Bauteil. Hier stechen die dicken Säulen voller Malereien und die riesigen Wandreliefs sofort ins Auge. Man weiß gar nicht, wo man zuerst hinschauen soll. Einfach Wahnsinn, wie gut die Farben hier erhalten sind. Damit können weder das Tal der Könige noch die verschiedenen Gräber mithalten, die ich in Ägypten bisher gesehen habe.Ramses II hat ganze 67 Jahre lang regiert und daher hatte er richtig Kohle und konnte sich diese wunderbare Anlage problemlos leisten. Und er war halt einfach der Pharao.
Danke Sethos I und danke Ramses II für die Mühen.
Eure Beatrice!