Hugly – Ein Hauch Kolonialgeschichte
Ich habe einen Tag in Hugli verbracht. Dabei hatte ich von Hugli noch nie gehört, zumindest nicht bis ich mein Reiseprogramm für die Tour nach Westbengalen und Sikkim erhalten habe. Dabei hat der Distrikt Hugli über fünf Millionen Einwohner. Hugli. Das klingt lustig. Den Namen mochte ich gleich.
Auf einer Tagestour konnte ich natürlich nur Teile von Hugli sehen, aber immerhin. Zunächst einmal musste ich von Kalkutta nach Hugli fahren. Das erste Ziel war der Hanseswari Tempel, der etwa 40 Kilometer vom Stadtzentrum von Kalkutta entfernt liegt. Dafür brauchte ich zweieinhalb Stunden. Besser gesagt, mein Fahrer, denn hätte ich am Steuer gesessen, wären wir jetzt noch nicht da. Der Verkehr in Kalkutta und auf der gesamten Strecke nach Norden am Ganges entlang, der hier Hooghly, also Hugli heißt, ist einfach mörderisch.
Der Hanseswari Tempel stammt aus dem frühen 19. Jahrhundert und ist der Göttin Kali geweiht. Daneben steht ein deutlich älterer Tempel aus dem 17. Jahrhundert, der fast noch schöner ist. Er ist aus Ziegeln und Terrakotta gebaut. Die schönen Verzierungen außen sind noch weitgehend erhalten. Hier bekam ich einen Vorgeschmack auf Bangladesch.
Schon der Name Hugli begeistert mich
Die Rosenkranzbasilika in Bandel ist eine römisch-katholische Kirche, also nicht unbedingt etwas, was man im Osten von Indien erwartet. Die Portugiesen haben diese Kirche erbaut, nachdem die erste Kirche von der Armee des berühmten Mogulkaisers Shahjahan zerstört wurde. Hierzu gibt es noch eine tolle Legende, in der Elefanten vorkommen. Wer mehr darüber erfahren will, muss sich allerdings gedulden, bis im kommenden Jahr das nächste Buch mit Reiseerzählungen erscheint.
Weiter ging es mit etwas, das sich Imambarah nennt. Es ist eine Art Moschee mit Medrese, aber eigentlich doch keine Moschee. Es ist eine Art Gebetshalle oder Gedächtnishalle, die zum shiitischen Islam gehört. Irgendwie sah das Gebäude für mich wie eine Moschee aus. Fehlte nur das Minarett. Schön, wirklich schön. Dieses Imambarah steht auch in Bandel und wurde von Siedlern aus Isfahan gebaut, die sich in Hugli, südlich von Bandel niedergelassen haben. Das war Mitte des 17. Jahrhunderts.
Kali, Jesus, Mohammed. Hugli hat wirklich für alle Religionen was zu bieten. Das hängt mit der bewegten Geschichte zusammen. Die Dänen, die Holländer, die Mogulkaiser, die Franzosen, die Perser, die Engländer, die Portugiesen hatten hier ihre Niederlassungen. Mal mehr mal weniger blutig haben sie die Region erobert oder einfach hier Handel getrieben.
Daher kann man in Hugli viele alte Kolonialbauten verschiedenen Ursprungs sehen. Diese machen einen guten Teil des Charmes der Region aus.
Wenn Ihr also mal nach Kalkutta kommt, dann verpasst nicht Hugli. Allein schon wegen des Namens, ist diese Gegend einen Besuch wert!
Eure Beatrice!