Puthia – Ein Hindutempel kommt selten allein
Puthia liegt etwa eineinhalb Fahrtstunden von Rajshahi entfernt im Nordwesten von Bangladesch. Wenn ihr noch nie davon gehört habt, dann macht euch keine Sorgen. Das geht den meisten Menschen so. Wer sich allerdings für eine Reise in den Norden von Bangladesch interessiert, der wird an Puthia nicht vorbeikommen. Dort gibt es nämlich die höchste Tempeldichte im Land.
In Puthia traf ich wieder auf die Königin, welche bereits den Palast in Natore gebaut hatte. Ihr Name war Rani Hemanta Kumari Devi und sie hat in Puthia einen Palast zu Ehren ihrer Schwiegermutter erbaut. Es gab gleich noch einen zweiten Palast, damit auch ihr zweiter Sohn hier in Saus und Braus leben konnte und natürlich gehören zu den beide Palastgebäuden verschiedene Tempel. Einige sind grandios erhalten, wie zum Beispiel der Krishna Tempel direkt hinter dem Palast der Königin. Es ist wieder einer dieser Terrakottatempel, wie sie typisch für die Region sind.
Zwei ältere Herren erklären mir die verschiedenen Motive, die an der Tempelfassade zu sehen sind. Da ist das Ramayana-Epos dargestellt. Daneben sind Kriegsszenen zu erkennen: die Armee der Mogul-Kaiser auf ihren Pferden und Elefanten.
Erstaunlich viele der anderen Tempel sind ebenfalls Krishna geweiht. Es gibt aber auch einen Shiva-Tempel, der etwas aus der Reihe fällt, denn er ist nicht aus Terrakotta. Es ist ein weißes Bauwerk mit einem traditionellen Spitzdach, wie man es in Indien hundertfach sieht. Darin steht ein gigantischer Lingam, etwa so groß wie ich. Dieser besteht auch schwarzem Stein und hat den Zerstörungsversuchen der pakistanischen Eroberer standgehalten.
Der Knaller sind die Spiegelungen der einzelnen Tempel und Paläste in den vielen Teichen, die dazwischen angelegt wurden. Tolle Fotomotive. Ebenfalls großartig fand ich den Tempel des jüngeren Sohnes, der vom Amt für Altertümer vollkommen links liegen gelassen wurde und ähnlich wie die Tempelruinen in Angkor vom Wald überlassen wurde. Es ist wohl schon zu spät, um diesen Palast noch zu renovieren. Wer ihn also in seiner ruinenartigen geisterhaften Schönheit noch sehen will, sollte sich in den kommenden Jahren für einen Besuch entscheiden. Lange wird er nicht mehr da sein.
Eure Beatrice!