Grand Popo – Voodoo hautnah erleben
In Benin liegt die Stadt Grand Popo ganz im Südwesten des Landes an der Küste. Grand Popo ist eine der Städte, in denen der Voodoo seine Wurzeln hat. Hier spürt man regelrecht die Präsenz der Geister und der Ahnen. Überall in der Umgebung von Grand Popo – schon der Name ist klasse – kennen die Menschen den Zangbeto-Tanz.
Ein Zangbeto ist ein Nachtwächter. Es sind Wesen, die ein Dorf oder eine Volksgruppe in der Nacht beschützen. Wer einem Zangbeto-Tanz beiwohnt, wird sich unweigerlich fragen, ob da nicht doch etwas dran ist, an dem Voodoo, denn hier erwacht die Magie zum Leben.
Als ich das Dorf Heve erreiche, springen viele Kinder um mich herum. Zuerst darf ich mir den berühmten Fetisch ansehen, der in einem kleinen Häuschen zwischen hunderten Tierschädeln und Knochen steht. Er ist orange von all dem Palmöl, das zusammen mit Alkohol und Maismehl geopfert wurde.
In der Abenddämmerung beginnt schließlich der Tanz. Es ist ein Maskentanz wie viele andere, aber eben doch etwas ganz Besonderes. Die Musiker schlagen ihre Trommeln und spielen auf Flöten. Dann kommen die Tänzer. Oder zumindest glaube ich, dass es die Tänzer sind, denn mannshohe Kegel aus bunten Bast betreten den großen Platz vor dem Fetisch. Sie drehen sich kontinuierlich und wirken fast wie eine riesige bunte Kehrmaschine. Sie umkreisen die Musiker und drehen sich unaufhörlich. Das geht eine Weile so, bis sich mehrere Männer auf einen der Zangbetos zubewegen. Sie umringen ihn und klopfen ihn ab. Dann heben sie das Bast-Gestell an und tatsächlich: Unter dem Kegel ist niemand. Magie? Ein Trick? Voodoo!
Es geht noch weiter. Die Zangbetos drehen sich und jeder von ihnen wird „aufgedeckt“. Darunter kommt einmal ein Fetisch zum Vorschein, einmal ein riesiger Phallus, der sich wie von Zauberhand auf und ab bewegt. Ein Huhn wird geopfert und das Blut auf den Zangbeto gespritzt. Das tote Tier verschwindet unter dem Zangbeto, nur um wenige Minuten später in ein fertig gegrilltes Hühnchen verwandelt zu werden. Das muss doch Voodoo sein.
Fasziniert verfolge ich die Zeremonie und verabschiede mich erst von Heve und seinen menschlichen sowie magischen Bewohnern, als es vollständig dunkel ist.
Eure Beatrice!