Ouidah – Heilige Orte und Sklavengeschichte
Ouidah ist eine Stadt zwischen Cotonou im Osten und Grand Popo im Westen an der Küste von Benin. In Ouidah findet jährlich im Januar das Voodoo-Festival statt, eines der größten Festivals dieser Art in der Region. Der Januar ist also die beste Zeit des Jahres, um sich Ouidah anzusehen.
Das Festival war ein Erlebnis für sich, denn 30.000 Zuschauer haben sich an zwei Abenden ein Freiluftkonzert angesehen und -gehört. Da war vielleicht was los! Wie Rock am Ring, nur eben am Strand und weniger Rockmusik. Noch um halb drei in der Nacht waren die rhythmischen Klänge zu hören.
Das eigentliche Voodoo-Festival ist unberechenbar, auch wenn es ein Programm gibt. TIA. This is Africa. Es funktioniert also eigentlich nichts so, wie es geplant war. Trotzdem hatte ich Glück und habe an dem Tag des Festivals drei verschiedene Tanzdarbietungen an drei verschiedenen Orten in Ouidah miterleben dürfen. Dabei sind großartige Fotos entstanden und ich habe einen guten Einblick in die Vielfalt beninischer Tänze und Traditionen bekommen. Ehrlich gesagt macht all das Lust auf mehr und ich bin sicher, dass es in diesem Land noch viel mehr zu entdecken gibt, das mit dem Voodoo-Glauben zusammenhängt.
Natürlich wollte ich in Ouidah auch die Sehenswürdigkeiten besuchen, die nichts mit dem Festival zu tun hatten. Der Python Tempel ist weltberühmt. Zumindest unter Reisefreaks, Afrikafans, Schlangenliebhabern und Freunden ungewöhnlicher Sakralbauten. Auf dem Gelände des Pythontempels gibt es so viele heilige Elemente, die ich euch in meinem nächsten Buch näher erläutern werde. Das eigentlich wichtige sind aber die Schlangen, die zu Dutzenden in dem winzigen Tempelbau leben.
Neben der Sklavenroute, die durch die gesamte Stadt führt und mittlerweile mit mehreren Denkmälern gespickt ist, muss man sich unbedingt das Tor ohne Wiederkehr ansehen. An diesem Ort, wo das Festival tobt, sind einst tausende von Schiffen aufgebrochen, um Menschen zu auf brutalste Weise ihrer Heimat zu entreißen, sie unter unmenschlichen Bedingungen nach Amerika zu transportieren und ihnen dort ihre Würde, ihre Freiheit und ihre Identität zu nehmen.
Man kann diesen Menschen gar nicht genug Denkmäler bauen, vor allem, weil Amerika nur sehr zögerlich darin ist, die Erinnerung an diese grausame Zeit wachzuhalten.
Sehenswert in Ouidah ist auch der heilige Wald. Dabei handelt es sich tatsächlich um eine Fläche, auf der viele Bäume stehen. Das besondere an dem heiligen Wald ist, dass es sich bei dem Wald, oder zumindest bei einem der Bäume, um die Reinkarnation eines Königs handelt. Hier darf sich jeder etwas wünschen. Für einen kleinen Obolus. Wald gibt es eine Art Kloster, zu dem nur Initiierte Zutritt haben. Dank Voodoo-Festival hatte ich allerdings das Glück, dass all diese initiierten Menschen aus ihren unzugänglichen Gebäuden traten, um mitten im Wald einen Tanz aufzuführen. Spannend.
Wenn Ihr also in Benin unterwegs seid, verpasst auf keinen Fall Ouidah. Nichts für Zartbesaitete oder für Menschen, die Angst vor Schlangen haben.
Eure Beatrice!