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Rio de Janeiro – Strände und beinahe Weltwunder

By 29. Mai 2015Juni 1st, 2015Kurz und schmerzlos

Rio de Janeiro ist ein Reiseziel, von dem ich stets sehr widersprüchliche Einschätzungen gehört habe. Einerseits soll es die zauberhafte Karnevalshauptstadt der Welt sein, in der tags wie nachts halbnackte Schönheiten mit Federn auf dem Kopf durch die Straßen tanzen. Andererseits gibt es Vertreter der These, dass ausnahmslos jeder Tourist, der so leichtsinnig ist, seinen Fuß auf das Stadtgebiet von Rio zu setzen, mindestens einmal pro Tag ausgeraubt wird und froh sein kann, wenn er mit dem Leben davon kommt. In der Hoffnung, dass die Wahrheit irgendwo dazwischen liegt, habe ich mich also auf den Weg nach Rio begeben.

 Christo Redentor Favelas von Rio

Um es gleich vorab zu sagen: Ich wurde weder ausgeraubt noch habe ich eine halbnackte Frau zu Gesicht bekommen. In der Hinsicht war meine Reise also eine Enttäuschung. Ich habe das berühmte Maracanã-Stadion gesehen und erfahren müssen, dass es überhaupt nicht Maracanã-Stadion heißt. Es trägt den Namen Estádio Mário Filho. Als ich leibhaftig davor stehe, bin ich wenig beeindruckt, denn ohne die bunten Menschenmassen ist es wenig spektakulär. Das Sambodromo, das gigantische Samba-Stadion hingegen ist fast auch menschenleer ein eindrucksvoller Anblick.  Ich erfahre hier, dass es beim Samba in Rio ähnlich zugeht wie in der Bundesliga in Deutschland. Die Gruppen von Tänzern sind in zwei Ligen unterteilt und nach der „Meisterschaft“, die von Karnevalsdonnerstag bis Sonntag stattfindet, werden die Gewinner ermittelt. Danach kann man von der ersten in die zweite Liga absteigen und umgekehrt.

Natürlich erklimme ich den berühmten Zuckerhut. Praktischerweise kann ich das mit einer Seilbahn tun. Die Erstbesteigung dieses reichlich unzugänglichen Hügels hat ein englisches Kindermädchen 1817 gewagt. Die junge Dame hieß Henrietta und war offenbar ebenso sportlich wie abenteuerlustig. Wenn die Seilbahn nicht wäre, hätte ich mich höchstwahrscheinlich gegen eine Besteigung entschieden. Aber so habe ich schon nach wenigen Minuten Fahrt eine tolle Aussicht auf die Stadt.

Zuckerhut  Aussicht vom Zuckerhut

 

Eine noch bessere Aussicht soll man vom Corcovado aus haben. Immerhin ist dieser Hügel mit seinen 710 Metern mehr als 300 Meter höher als der Zuckerhut. Hier hinauf fährt eine Zahnradbahn, die die abenteuerliche Steigung von bis zu 30% ohne zu murren meistert. Auf dem Corcovado erwartet die Besucher dann auch noch die berühmte Christo-Statue, die vor ein paar Jahren zu den neuen sieben Weltwundern gewählt wurde. Neben Machu Picchu, dem Taj Mahal und Petra wirkt diese Statue in meinen Augen zwar nicht so, als könnte sie in dieser Liga mitspielen, aber trotzdem ist sie riesig und beeindruckend. Leider hüllt sich der Erlöser in Nebelschwaden und ich habe mir offenbar den falschen Tag für meinen Besuch ausgewählt. Vielleicht ahnt Christo Redentor, dass ich ihm seinen Weltwunderstatus nicht gönne. Trotzdem erbarmt er sich nach einer viertel Stunde und vertreibt den Nebel. So kann ich doch noch ein Foto machen, wenn auch nicht mit blauem Himmel.

In Rio gibt es leider keine Altstadt mehr. In der Innenstadt ist allerdings ein Besuch der modernen Kathedrale interessant. Ich hätte beim Anblick dieses kegelförmigen Monstrums nicht als erstes auf ein Gotteshaus getippt, aber das Gebäude, das sich an der Architektur der Maya-Pyramiden orientieren soll und vollends aus bräunlichem Beton besteht, hat irgendwie seinen Charme. Vor allem innen ist das Bauwerk, in dem 20.000 Gläubige Platz finden, nahezu schön.

Kathedrale  Aussicht vom Corcovado

Die legendären Strände von Rio de Janeiro sind so geschickt über die ganze Stadt verteilt, dass jeder Stadtteil seinen Traumstrand hat. Mein Hotel liegt nur hundert Meter vom berühmtesten aller Strände entfernt und wenn ich mich ein wenig aus dem Fenster lehne, dann erblicke ich die Copacabana. Der feine Sandstrand mit seiner Promenade, den Beach-Fußball-Plätzen und den bratenden Touristen ist wirklich eindrucksvoll, allein schon weil er so breit ist, dass man drei Strände draus machen könnte.

Also wenn Ihr Traumstrände, beinahe Weltwunder und die wohl außergewöhnlichste Abwechslung von Urwald und Millionenstadt sehen wollt, dann auf nach Rio! Warum nicht beim nächsten Karneval?!?

Eure Beatrice!

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