Meine Reise nach Guatemala liegt nun schon ein paar Jahre zurück. Ich erinnere mich aber noch sehr gut an den Grenzübergang von Belize nach Guatemala. Dort stand ein riesiges Schild, auf dem darauf hingewiesen wurde, dass Bestechungsgelder in Guatemala absolut illegal und vollkommen unüblich sind. Kein Besucher des Landes sollte sich darauf einlassen, irgendwem Bestechnungsgelder zu zahlen und sich umgehend an die Polizei wenden, falls ihm etwas in dieser Richtung widerfahren sollte.
Während ich noch dabei war, den Text auf dem Schild zu lesen, erklärte mir mein Reisebegleiter, dass ich ihm nun meinen Reisepass und ein kleines Bestechungsgeld in Höhe von einem Dollar aushändigen sollte. Damit werde er dann zu den Zollbeamten gehen und im Handumdrehen unsere Einreiseformalitäten regeln. Natürlich sei das Bestechungsgeld nicht hundert prozent legal und auch nicht unbedingt notwendig, aber so ginge es einfach viel schneller und unkomplizierter. Willkommen un Guatemala!
Die erste Station in Guatemala war die Insel San Andrés, ein wahrhaft paradiesisches Fleckchen Erde, das vom Petén Itzà See umgeben ist und über ein künstlich befestigte Straße mit dem Festland verbunden ist. Auf der Insel befindet sich die kleine Stadt Flores, die fast ausschließlich aus malerischen bunten Häuschen besteht. Die Häuser in grellbunten Farben geben eine tolle Fotokulisse ab und die Stadt lebt vom Tourismus. Einige Fischer haben ihren Job aufgegeben und schippern in ihren Booten nun Touristen auf dem See herum.
Auf einem dieser Boote überquerte ich den See und stieg am Ufer aus, um einen in den höchsten Tönen angepriesenen Zoo zu besuchen. Tatsächlich handelte es sich wohl um so eine Art Asyl für mishandelte und verletzte Tiere, die hier ihr Gnadenbrot erhalten. Ich konnte einige wunderschöne Tukane, mehrere kleine Raubkatzen und die wohl fetteste Schildkröte der Welt aus nächster Nähe betrachten. Das arme Tier muss von seinen liebenden Herrchen so gemestet worden sein, dasss es am Ende unter seinem sich langsam verformenden Panzer hervorzuquillen begann und sich mittlerweile kaum noch bewegen kann.
Highlight des Abstechers nach Guatemala war aber auf jeden Fall der Besuch der antiken Stadt Tikal. Zwischen dem 3. und dem 9. Jahrhundert war Tikal eine der wichtigsten und größten Städte des Mayareiches. Daher sind heute noch auf mehreren Hektar zahlreiche Ruinen zu erkennen. Viele von ihnen wurden noch nicht ausgegraben und Forscher vermuten unter dutzenden Hügeln noch mehr Pyramiden. Diejenigen, die schon ausgegraben und wieder aufgebaut wurden, sind eindrucksvoll und ich bin restlos begeistert. Tikal spielt mindestens in der selben Liga wie Chichen Itza. Es gibt viel zu sehen.
Am Rande der Ausgrabungen leben noch einige Indianer, deren Kinder uns vorführen, wie sie mit den Aligatoren spielen, die in kleinen Wasserlöchern scheinbar harmlos vor sich hin schlummern. Angeblich wurde hier noch nie ein Kind von einem Aligator verletzt.
Ich erfahre, dass der ganze Hype um den Weltuntergang im Dezember 2012 nur Unsinn ist. Ich schaue mir den Mayakalender mit meinem Begleiter genau an und er erklärt mir, wie er aufgebaut ist. Es gibt verschiedene „Zeiträder“, die sich alle in dieselbe Richtung drehen und die alle unterschiedliche lange Perioden darstellen. Die längste unter diesen Perioden dauert mehr als 350 Jahre. Es gibt Jahre, die 260 Tage dauern und Jahre die 365 Tage dauern, diese überlappen sich irgendwie. Ich muss zugeben, dass ich nicht alles verstanden habe. Aber eines steht fest: Am 21.12.2012 wird ein besonderer Tag sein: Alle unterschiedlich langen Perioden kommen an diesem Tag zu ihrem Ende. Es ist also wie Silvester nur eben gleich mehrfach. Mein Begleiter sagt ganz trocken: „Kein Grund zur Sorge. Am nächsten Tag beginnen sie einfach wieder alle von Vorne. Es ist ja wie gesagt ein Kalender!“
Eure Beatrice!