Accra – Zwischen Mülldeponie und Moderne
Accra ist die Hauptstadt von Ghana und auch die größte Stadt des Landes. Nachdem ich Elmina und Cape Coast besucht habe und den Kakum Nationalpark an der Küste, ist Accra mit seinen Millionen Einwohnern und dem dichten Verkehr ein Kontrastprogramm. Man kommt nur langsam im Stadtverkehr voran. Die Straßen sind voller Autos und Menschen. Es ist laut.
An einer der breiteren Straßen befindet sich eine gigantische Mülldeponie, die Dutzende Blocks einnimmt. Hier leben Menschen rund um die Müllberge in Verschlägen. Sie leben mit und von dem Müll. Unsäglich. Es riecht entsprechend. Aber natürlich hat auch Accra seine schönen Seiten. Diese stehen auf meinem Programm.
Im Kwame Nkrumah Memorial Park lerne ich etwas über den Kämpfer für die ghanaische Unabhängigkeit. Er ist hier bestattet und seine Geschichte wird erzählt anhand verschiedener Gegenstände aus seinem Leben. Sein Cadillac steht in der Eingangshalle und es gibt Fotos von ihm mit Haile Selassie und Mao Tsetung. Im Nationalmuseum sind wenige, aber schöne Altertümer ausgestellt und es gibt Informationen über die Riten und Traditionen der Menschen in Ghana. Ein Highlight war der Besuch bei einem traditionellen Sargbauer vom Stamm der Ga.
Sie haben die grandiose Tradition, Särge so zu bauen, dass sie Aufschluss auf den Beruf, ein Hobby oder eine Leidenschaft des Verstorbenen geben. Die Ga lassen sich also in einem Flugzeug, einem Auto, einer Tafel Schokolade, einer Bierflasche, einem Konzertflügel oder einem Bündel Geldscheine beerdigen. Und diese aufwändigen Särge muss natürlich jemand herstellen.
Und dann hat Accra auch noch drei Burgen. Also drei Burgen, die direkt im Stadtzentrum liegen, genauer gesagt an der Küste. (Es gibt soweit ich das verstanden habe, noch mehr Burgen, aber diese liegen außerhalb der Stadt.)
Also besuche ich Fort James, Fort Ussher und Christiansborg, das auch als Osu Fort bekannt ist. Die Burg Christiansborg stammt ursprünglich von den Dänen. Das lässt ihr Name schon vermuten. Lange Zeit war hatte das Parlament von Ghana hier seinen Sitz, weshalb die Burg nicht zugänglich war. Diese Zeiten sind aber nun vorbei. Osu Castle hat eine sehr ähnliche Geschichte wie die anderen Sklavenburgen an der Goldküste. Auch die Architektur ist vergleichbar. Die Festung ist aber weniger eindrucksvoll als Elmina oder Cape Coast.
Eine Besonderheit war in meinen Augen das Ussher Fort. Es wurde zwar auch als Befestigungsanlage der Kolonialmächte erbaut, dann aber von den Briten in ein Gefängnis umgewandelt. Hier sieht man die ehemaligen Zellen mit ihren dicken Türen und den Hinrichtungsplatz, der das Erhängen und später auch das Töten per Stromschlag erlaubte.
Auch Ghana hat dieses Gefängnis für ebendiesen Zweck nach der Unabhängigkeit genutzt. Samt Hinrichtungen. Die Todesstrafe wurde in dem Land erst im Jahr 2000 abgeschafft. Danach hat die Gefängnisruine schon andere Zwecke erfüllt. Zum Beispiel waren hier Flüchtlinge aus dem Südsudan und auch Liberia untergebracht, in einer Zeit, als diese Menschen dringend ein Dach über dem Kopf brauchten.
Fort James war am meisten zerfallen und am wenigsten eindrucksvoll. Es hat allerdings diesen unbestreitbaren Charme eines Lost Place, einer Ruine, die vollkommen sich selbst überlassen ist.
Also von der Müllkippe über ein hochmodernes Denkmal bis hin zu charmanten Ruinen hat Accra viel zu bieten, auch man nicht dank einer 25 stündigen Flugverspätung zwei Tage Zeit hat, um die Stadt zu erkunden.
Eure Beatrice!