Jeder Weltreisende, der etwas auf sich hält, muss auch mindestens einmal im Leben Ägypten besuchen. In „Diagnose: Fernweh“ berichte ich von meiner dritten Reise nach Ägypten, die mich allerdings zum ersten Mal auch in die Hauptstadt Kairo geführt hat. Hier stehen nämlich die weltberühmten Pyramiden von Gizeh. Und zwar in Gizeh, wie es ihr Name schon vermuten lässt. Ich bin mit einem schmutzigen Taxi durch in halsbrecherischer und höchst unvernünftiger Geschwindigkeit durch das Gewirr der Straßen der größten Stadt Afrikas gejagt und plötzlich stehen die Pyramiden einfach vor mir. Einfach so. Am Rand der Stadt. Ich kann nur staunen darüber, welchem Größenwahn die Pharaonen verfallen waren, wenn sie sich solche Gräber haben bauen lassen!
Neben ihnen steht auch die spätestens seit Astérix und Kleopatra weltweit bekannte Sphinx.
Mumien, Kamele und deutsche Touristen
Die Herausforderung bei meiner Reise nach Ägypten waren nicht etwa die Temperaturen um die 40 Grad, sondern vielmehr die Tatsache, dass nach meinem Besuch in Kairo und im traumhaften ägyptischen Museum mit seinen zahlreichen Mumien und dem einzigartigen Grabschatz des Tut Anch Amun (auch ein bisschen Größenwahn aber einfach wunderschön!) eine ganze Woche lang auf einem Kreuzfahrtschiff mit 500 anderen Touristen ausharren muss.
Kontrast zwischen Orient, altem Ägypten und Tourismus von seiner schlimmsten Sorte
Unter diesen anderen Touristen sind natürlich einige ganz besondere Exemplare. An meinem Tisch sitzt ein Herr, der seinen Mitreisenden gleich am ersten Abend mitteilt, dass er uns seinen Namen nicht sagen wird und dass er es nicht wünscht, angesprochen zu werden. Reizend! Immer wieder erwischt mich eine Dame, die mir aus einem irregeleiteten Muttergefühl heraus immer wieder irgendwelche Haushaltstipps gibt.
Die Tempelanlagen, die uns der lispelnde Ali während der Woche zeigt, sind diese Strapazen jedoch Wert. In Komb Ombo und Edfu bin ich restlos begeistert von den gigantischen Tempeln, Gräbern und Palästen, die die alten Pharaonen hier in mühevoller Sklavenarbeit haben erbauen lassen. Es ist unvorstellbar, dass viele dieser Anlagen noch so gut erhalten sind und die Jahrtausende überdauert haben, während bei uns zu Hause ein Gebäude nach 60 Jahren als abrissbereit gilt.
Ali erklärt uns, was die einzelnen Hieroglyphen bedeuten und kennt sich erstaunlich gut in der Geschichte Ägyptens aus. Wir haben wirklich das Glück einen wahren Fachmann zu haben, der Jahreszahlen, Götter und Symbole einerseits alle kennt und dann auch noch spannend zu erzählen weiss. Viele der Geschichten über die Götter und Pharaonen klingen wie der Stoff für einen Hollywoodfilm oder eine Seifenoper.
Größenwahn in seiner schönsten Art
Highlights meiner Reise sind unter anderem der Besuch in Abu Simbel, wo eine Tempelanlage vollständig abgebaut und anderswo wieder aufgestellt wurde. Ich komme aus dem Staunen garnicht mehr heraus, als ich vor dem Ramses Tempel stehe und diese gigantiscen Figuren anstarre, die alle Ramses zeigen. Hier sieht man, was ein ausgeprägter Größenwahn auch an Positivem hervorbringen kann. Hätte Ramses nicht Geld und Sklaven im Überfluss gehabt, würden wir heute keine Nilkreuzfahrten unternehmen. Ein Loblied kann ich auch auf die Ingenieure und Bauarbeiter singen, die den ganzen riesigen Tempel mitsamt seinem dazugehörigen Berg um ein paar Kilometer versetzt haben, um ihn vor den Fluten des Nassersees zu retten. Herr Nasser war ein anderer Mann mit Größenwahn, allerdings auch sehr erfolgreich. Aber darüber mehr in meinem Buch… Ebenfalls spannend die Fahrt in einer Felukke mit einem blutigen Anfänger als Kapitän und die Fahrt in einem Ballon über Luxor. Mehr erfahrt ihr in „Diagnose Fernweh„, wo ich
Eure Beatrice!
Hallo Beatrice/ Dagmar,
ging es Dir auch so, dass Du irgendwie enttäuscht warst, als Du die Pyramiden gesehen hast? Eine Mischung aus – kenn ich schon von 1000 Bildern, Lage und all dem Rummel, den Du ja so treffend schilderst. Wobei – ich möchte den Anblick natürlich nicht missen..
Viele Grüße
Daniela
Hallo Daniela,
Nein, ganz im Gegenteil. Ich war überwältigt. Solch eindrucksvolle Bauwerke mit einer solchen Geschichte auf Bildern zu sehen oder wahrhaftig Davor zu stehen sind zwei ganz unterschiedliche Erlebnisse. Ich kann nur jedem raten trotz der vielen Touristen diese gigantischen Monumente einmal zu besuchen.
Beatrice