Agra – selbst Menschenmassen können das Taj Mahal nicht ruinieren
Ich habe bisher sechs von 29 Bundesstaaten in Indien besucht. Das ist nicht viel. Zugegeben. Aber ich glaube, ich kann schon behaupten, dass Agra einer der bezauberndsten Orte in ganz Indien ist. Das natürlich wegen des berühmten Taj Mahal, das hier steht und das auch TROTZ der Millionen Touristen, die jedes Jahr herbeiströmen, um das architektonische Wunderwerk zu bestaunen.
Mein Reiseleiter erzählt ganz begeistert davon, dass Prinzessin Diana einst hier war und mit traurigem Gesicht auf einer der weißen Marmorbänke gesessen hat. Er ruft das Bild im Internet auf. Ja. Wunderbar. Allerdings sind hinter Prinzessin Diana nicht 5000 Inder zu sehen, die das Bild ruinieren. Ganz so romantisch wie auf dem Foto haben wir es heute nicht.
Trotzdem ist das Taj Mahal einfach einmalig und bewundernswert. Als ausländischer Tourist ist man gezwungen, einen deutlich höheren Eintrittspreis zu zahlen. Damit darf man sich dann aber auch in die kürzere Schlange einreihen, um zwischen all den Menschen einmal durch das Innere des Grabmals geschoben zu werden. Eindrucksvoll. Einerseits das Innere des Bauwerks mit seinem weißen Marmor und den vielen Einlegearbeiten aus bunten Edelsteinen – andererseits die Masse an Menschen, die hier ist, um das zu sehen.
Die beiden Bauwerke daneben sind etwas weniger attraktiv für Besucher. Trotzdem schaue ich mir auch die symmetrischen Bauwerke aus rotem Backstein an, die links und rechts vom Taj Mahal stehen. Eines ist eine Moschee, das zweite ein Gästehaus.
Seit ich vor 12 Jahren zuletzt hier gewesen war, hat sich einiges geändert. Die Zugangsstraße ist mit Pflaster, Pollern und einheitlichen Lampen versehen worden. Die Händler befinden sich nun in kleinen eigens für diesen Zweck gebauten Kiosken und es gibt einen Shuttlebus von einem etwa 500 Meter entfernten Parkplatz, der alle 2-3 Minuten fährt. Man muss sich jedoch beeilen und auch ein wenig durchboxen, wenn man in den Shuttlebus hinein will. Wer zu langsam ist, den fahren die Rikschafahrer, die zu hunderten bereit stehen für ein paar Rupien. Man kann aber wirklich auch laufen. Es ist nicht weit.
Das Fort von Agra will ich aber auch noch erwähnen, denn Agra ist nicht nur das Taj Mahal. Es gibt auch die rote Festung, die sich im Vergleich zu all den anderen Maharaja-Festungen nicht schämen muss. Das Agra Fort ist fast vollständig aus dunkelrotem Sandstein gebaut und innen ebenso hübsch und filigran ausgebaut wie die Forts und Paläste in Jaipur und Jodhpur oder Udaipur. Interessant sind vor allem die Gemächer, in denen der Mann gefangen gehalten wurde, der so viel Geld für den Bau des Taj Mahal ausgegeben hat. Sein Sohn sperrte ihn ein, damit er nicht sein ganzes Erbe verprassen konnte. Immerhin war sein Gefängnis aus weißem Marmor gebaut und er konnte den Blick auf sein Meisterwerk aus dem Fenster bis zu seinem Lebensende genießen.
Lust auf mehr? Lest es nach in Sehnsucht nach Überall!
Eure Beatrice!