Die einzige Heldenfestung und der letzte Urwald
Wenn ich Brest höre, dann denke ich natürlich erst mal an Frankreich und die Bretagne. Aber es gibt da auch noch ein anderes Brest und zwar in Weißrussland. Wie das französische Brest liegt auch das weißrussische ganz im Westen des Landes. Das ist aber auch schon fast alles, was die beiden Städte – die übrigens passenderweise eine Städtepartnerschaft unterhalten – gemeinsam haben.
Das weißrussische Brest hat einiges zu bieten, was das französische Brest nicht hat: eine Lenin Statue, eine riesige Festung mit einem gewaltigen sozialistischen Heldendenkmal und jede Menge russisch orthodoxe Kirchen. Zudem ist Brest das Tor zum letzten europäischen Urwald, dem Bialowieza Nationalpark.Hier gibt es übrigens noch wilde Wölfe und Bisons. Und sogar Bären!
Die Hauptattraktion der Stadt ist die Festung. Sie liegt auf einer natürlichen und drei künstlichen Inseln im Fluss. Das Gelände ist riesig. Vom Parkplatz aus musste ich zunächst einige hundert Meter bis zu einem sternförmigen Tor in einer sehr dicken Betonkonstruktion laufen. Dahinter konnte ich dann schon die einzelnen Elemente der Gedenkstätte erkennen. Eine riesige Nadel aus Titanstahl ragt in die Luft, vor ihr befinden sich die Gräber der Soldaten und ihrer Familien, die im Juni 1941 hier ihr Leben lassen mussten, als die deutsche Wehrmacht die Festung angriff. Neben den Gräbern erhebt sich ein riesiges Monument, das das grimmige Gesicht eines unbekannten Soldaten zeigt und vor diesem Gesicht leuchtet eine ewige Flamme und ein Denkmal erinnert an die 12 Heldenstädte Russlands, wobei Brest die einzige Heldenfestung ist, die diesen Titel je bekommen hat.
Alles hier ist groß und eindrucksvoll. Und natürlich heldenhaft. Das Museum, das in den noch erhaltenen Teilen der ehemaligen Festung untergebracht ist, erscheint mir jedoch erstaunlich sachlich und gut sortiert. Hier sind sogar viele Angaben auf englisch gemacht, so dass auch ich etwas verstehe.
Pizza und Bier auf russisch
Die Innenstadt von Brest kam mir gemütlich und angenehm vor. Es gibt eine große Fußgängerzone mit vielen furchtbaren Geschäften mit sozialistischem Touch und einigen einladenden Restaurants, die jedoch nur demjenigen das servieren, was er möchte, der die russische Speisekarte entziffern kann. Mit ein wenig Wagemut, Google Translate und einem entschuldigenden Lächeln habe ich es schließlich perfekt gemeistert eine Pizza mit meine Lieblingszutaten sowie ein dunkles Bier „temnoye pivo“ oder so ähnlich zu bekommen.
Wenn euch also demnächst jemand nach Brest einlädt, dann vergewissert euch zunächst, ob ihr eure französischen oder eure russischen Sprachkenntnisse ausgraben müsst. Denn es gibt mehr als nur ein Brest auf dieser schönen Welt!
Eure Beatrice!