Buchenwald – Ein Ort der Erinnerung und des Nie Wieder!
Nur wenige Kilometer von Weimar entfernt befindet sich das Gelände des ehemaligen Konzentrationslagers Buchenwald. Es liegt nicht, wie man sich das immer vorstellt, irgendwo versteckt in der Ödnis, sondern auf einem bewaldeten Hügel, den man von weither sehen kann. Heute ragt auf diesem Hügel das riesige Mahnmal aus Beton auf, welches dort errichtet wurde, wo riesige Massengräber gefunden wurden.
Das Mahnmal steht an der Blutstraße, die von den Häftlingen so genannt wurde, weil bei ihrem Bau viele viele Liter Blut geflossen sind und viel zu viele Menschen umgekommen sind. Fährt man auf der Blutstraße weiter, gelangt man zu einem großen Parkplatz, der sich direkt bei den ehemaligen Gebäuden befindet, in denen einst die Ausbildungsstätte für den Nachwuchs der SS-Totenkopfverbände befand. Sowohl für die Errichtung des Arbeitslagers als auch für die Ausbildungsstätte der künftigen KZ-Aufseher musste sich Weimar bewerben. Es war eine öffentliche Ausschreibung. Und das Lager für Zwangsarbeiter brachte der Region den erwünschten Aufschwung. Viele Aufträge ergaben sich allein durch den Bau. Zwar bewältigten die Häftlinge die Arbeit, aber es musste ja jede Menge Material geliefert werden.
Die Frau, die mich und ein paar andere Gäste durch die Gedenkstätte geführt hat, hat einen wirklich guten Job gemacht. Sie verstand es nicht nur, Fakten und Details zu vermitteln, sondern auch ein Verständnis für die gesamte Situation zu erzeugen. Hin und wieder zieht sie Parallelen zur heutigen Situation Deutschlands und sie macht uns mehrfach darauf aufmerksam, dass es auf keinen Fall unmöglich ist, dass sich rechtes Gedankengut wieder etabliert.
Sie zeigt uns das Tor, welches man aus dem Fernsehen kennt. „Jedem das Seine“ steht an der Gittertür. Es ist das einzige Konzentrationslager, an dessen Pforte nicht „Arbeit macht frei“ steht. Obwohl von Anfang an klar war, dass sich in diesem Lager Menschen zu Tode arbeiten sollten, wollte die SS auf jeden Fall jedem einzelnen einen Funken Hoffnung lassen, darauf, dass es eine Chance aufs Überleben gab. Daher wurden auch alle persönlichen Gegenstände der Häftlinge in einem Gebäude aufbewahrt.
Die Menschen, zunächst waren es Kriminelle, sogenannte Asoziale und politische Gegner der NSDAP, waren in Baracken untergebracht und mussten täglich 12 Stunden arbeiten. Anschließend gab es den Abendappell, der mehrere Stunden dauern konnte. Später kamen Deportierte aus Osteuropa dazu. Das Lager, welches für 8.000 Menschen ausgelegt war, hatte zeitweise bis zu 80.000 Insassen. Sie wurden an die umliegenden Betriebe in Weimar und Umgebung vermietet. Niemand konnte also behaupten, nicht zu wissen, was hier vor sich ging.
Buchenwald war kein pures Vernichtungslager, wie Auschwitz in Polen, aber der Tod aller Häftlinge war von Anfang an vorprogrammiert und Teil des Plans. Zunächst wurden die Verstorbenen, die sich zu Tode geschuftet hatten oder die von den Aufsehern getötet wurden, in Weimar im Krematorium der Stadt verbrannt. Dafür bekam die Stadt Weimar jede Menge Geld von der SS. Irgendwann wurde es einfach zu viel und die Bewohner von Weimar waren auch dagegen, dass die Wagen mit den Leichen an ihren Häusern vorbeigefahren wurden. Also wurde eine Ausschreibung gemacht und eine hiesige Firma bewarb sich darum, ein Krematorium für Buchenwald zu liefern. Dieses sollte der Prototyp der Krematorien in den Vernichtungslagern in Polen werden.
Unsere Führung endet in der Pathologie. Villeroy und Boch hat hierfür die Fliesen kostenfrei zur Verfügung gestellt. In der Pathologie wurden Totenscheine ausgestellt, entweder stand darin „Auf der Flucht erschossen“ oder „Herzstillstand“ oder „Selbstmord“. Wahlweise. Hier wurden allerdings keine Todesursachen festgestellt, sondern nur weitere Gräuel begangen. Goldzähne wurden entfernt und Hautpartien mit Tätowierungen zum Beispiel zu Lampenschirmen und anderen Kunstwerken verarbeitet.
Insgesamt sind in Buchenwald 57.000 Menschen ermordet. Auf die verschiedenste Weise. Gegen Ende, als die Essensrationen immer kleiner wurden und die Baracken vollkommen überbelegt waren, starben sehr viele an Seuchen. Den Menschen aus der Umgebung wurden immer mal wieder die „Kantine“ oder das „Krankenrevier“ gezeigt. Dabei meldete sich niemand freiwillig im Krankenrevier, denn wer als arbeitsunfähig befunden wurde, den brachten die Ärzte kurzerhand einfach um.
Als 1945 die Amerikaner ankamen, um das Lager zu befreien, flohen die SS-Bewacher, die zu dem Zeitpunkt durchschnittlich etwa 18 Jahre alt waren, weil sie das letzte Aufgebot waren. Der Lagerkommandant rasierte sich die Haare, zog eine Häftlingsuniform an und versuchte, unterzutauchen, was ihm allerdings nicht lange gelang. Er übergab die Führung des Lagers als den Lagerältesten, einen Häftling.
Leider waren zu diesem Zeitpunkt schon viel zu viele Menschen in Buchenwald so ausgehungert, dass sie nur noch 25 oder 30 Kilogramm wogen. Die Amerikaner waren so schockiert und wütend, dass sie kurzerhand 1000 Menschen in Weimar einsammelten und sie her brachten. Diese Menschen kamen mit Picknickkörben, um den armen Häftlingen etwas zu Essen zu bringen. Sie stellten sich allerdings vor, dass die Häftlinge hier so aussahen wie die, die in ihrer Umgebung Zwangsarbeit geleistet hatten. Der Anblick der hunderten von knochendünnen ausgemergelten geschundenen Menschen hat ihnen allerdings doch einen Schock versetzt.
Ich kann nur allen Menschen in Deutschland und vor allem denen, die mit der AFD sympathisieren, empfehlen, sich die Gedenkstätte in Buchenwald anzusehen. Und wer danach noch denkt, dass Bernd Höcke oder Alice Weidel ja nur das aussprechen, was einfach mal gesagt werden muss, der ist ein Untier.
Eure Beatrice!