Budapest – eine lebendige Stadt mit einem Asyl für alte Statuen
Mein letzter Ausflug nach Budapest war schon 24 Jahre her und er hatte verstörenderweise unter den strengen Augen einer furchteinflößenden alten Dame in einem warmen Schwimmbecken ohne Bekleidung geendet. Davon hatte ich mich längst erholt. Es war also höchste Zeit, mal wieder nach Budapest zu fahren.
Budapest ist in den letzten 24 Jahren viel moderner, viel hipper und viel hübscher geworden. Fast an jeder Ecke findet man angesagte Cafés, Bars, Fast Food Restaurants, elegante und hippe Geschäfte sowie wirklich schöne Restaurants von indisch über italienisch und Thai bis hin zu natürlich auch jeder Menge ungarischer Spezialitäten.
Die Fischerbastei, die Matthiaskirche und der Palast in Buda erstrahlen in fein herausgeputztem Glanz. Das eindrucksvolle Parlamentsgebäude auf der Pester Seite wirkt fast wie neu, ebenso wie der Stephansdom und viele der klassischen Bauten aus dem 19. und 20. Jahrhundert. Hie und da schleicht sich auch mal ein hässlicher Klotz im sowjetischen Stil ein, aber nie so, dass er die ganze Straßenfront ruiniert.
Apropos Ruinen: im jüdischen Viertel gibt es diese faszinierenden Ruinenpubs, die tatsächlich in vollkommen zu Ruinen verkommenen Gebäuden eingerichtet wurden und seither ein Publikumsmagnet geworden sind. Es riecht da zwar etwas streng nach alten Socken und vor 4 Jahren verschüttetem Bier, aber die Atmosphäre und vor allem das kreative Dekor sind wirklich interessant.
Auf einer dieser tollen Free Walking Tours (diejenige, die wirklich free ist – es gibt in Budapest auch eine Free Walking Tour, die erstaunlicherweise 2,50 Euro pro Person kostet) erfahre ich viel über Buda und Pest und Budapest. Siya heißt Hallo und Hello heißt Tschüss. Quasi also genau umgekehrt wir in den USA. Wenn man „I guess she can drive“ schnell genug vor sich hin nuschelt, hat man auf ungarisch „Prost“ gesagt. Wunderschön!
Klasse fand ich neben der tollen Atmosphäre, dem Traumwetter, den chicen Cafés und den charmanten Gebäuden in der Innenstadt auch den Memento Park. Hier kamen in den frühen 90er Jahren die ausgedienten kommunistischen Statuen hin, die von den Sowjets auf dem gesamten Stadtgebiet verteilt worden waren und jeden an die Befreiung erinnern sollten – oder vielmehr daran, dass die Besetzung Ungarns eigentlich ja eine Befreiung war (die Ungarn neigten wohl dazu, das zu vergessen, während die Sowjets Jahrzehnte lang vergaßen, nach ihrer Befreiung nach Hause zu fahren…).
Auf jeden Fall ist dieser Memento Park quasi ein Asyl für in Ungnade gefallene Statuen. Unter ihnen sind solche von Lenin, einige sowjetische Soldaten und Feldherren sowie sozialistische Friedens- und Freundschaftsfiguren. Von einer gigantischen Stalin-Statue waren schon in den späten 50ern nur noch die Stiefel übrig, von denen sich heute im Park auch nur eine Kopie finden lässt. Eine schöne Idee, dieser Statuenpark.
Kulinarisch ist Budapest schon allen wegen dieses Kürtőskalács (Chimney Cake oder auf deutsch merkwürdigerweise Baumstriezel) eine Reise wert.
Eure Beatrice!