Chibia und seine Märkte
Die Stadt Chibia liegt etwa 40 Kilometer südlich von Lubango in der angolanischen Provinz Huila. Hier leben verschiedene Völker und sie leben friedlich zusammen. Ich wollte die Region erkunden, weil mich die Trachten und die Kultur der Volksstämme interessieren. Natürlich wollte ich diese Menschen auch sehen und wenn möglich ein paar Worte wechseln.
Also war ich unterwegs auf den Märkten der Gegend. Dort trifft man viele Menschen und mit etwas Glück auch die wunderschön dekorierten Frauen vom Stamm der Mumhuila. Der erste Markt, den ich angesteuert habe, war der Mukama Markt, der sich einige Kilometer außerhalb von Chibia befindet. Man muss etwa eine halbe Stunde auf einer staubigen Piste fahren, um den Markt zu erreichen. Die Stände bestehen aus Holzverschlägen, die aus Brettern und Ästen zusammengezimmert sind. Mir fällt auf, dass nur sehr wenig Auswahl besteht und dass die meisten Menschen auf dem Markt einen einzigen Artikel anbieten. Eine Frau sitzt vor einer Schüssel Manjokmehl, eine andere vor einem kleinen Haufen Tomaten, eine dritte vor sechs Kohlköpfen. Den besten Absatz haben die Frauen, die fermentierte Getränke, Hirsebier und selbst gebrauten Wodka anbieten. Die alkoholischen Getränke werden in Kalebassen oder Eimern angerührt und aus rostigen Dosen getrunken.
Ich finde auf dem Mukama Markt tatsächlich einige Frauen vom Volk der Mumhuila und zwar ist es der Clan, der sich als Berg-Mumhuila bezeichnet, weil sie in den Bergen leben. Es sind eher Hügel, aber immerhin. Ihre farbenfrohen Trachten und vor allem der Hals- und Haarschmuck haben es mir vom ersten Moment an angetan. Ich liebe ja bunte Dekoration. An BUNT sind die Mumhuila wohl kaum zu überbieten.
Auf dem Kamucuvi Markt östlich von Chibia begegne ich schließlich den Frauen der Mumhuila der Ebene. Sie sind wohlhabender als die Mumhuila der Berge. Sie haben größere Tierherden und können sich daher noch eindrucksvolleren Schmuck leisten. Einige der Damen sind so zugehängt, dass ich mich frage, wie sie es überhaupt schaffen, nachts zu schlafen. Der Halsschmuck wird nämlich nie abgelegt.
Schließlich besuche ich den riesigen Hoquei Markt, wo am Nachmittag schon einige Besucher betrunken sind. Hier sind ein paar wenige Frauen vom Stamm der Handa unterwegs. Ihr Halsschmuck ist nicht weniger prachtvoll, nur etwas weniger bunt. Sie setzen voll auf weiße dicke Perlen und dazu Gewänder, die rot, schwarz und weiß dekoriert sind. Der Hoquei Markt ist beeindruckend, weil sich auf einer gigantischen Fläche gleich drei Ebenen des Handels abspielen: Großhandel, Weiterverkauf in kleineren Mengen und der Einzelhandel. Man kann auf dem Markt also einige Tonnen Zwiebeln, einen Sack oder auch eine einzelne Zwiebel erstehen, je nachdem, in welcher Ecke des Marktes man sich befindet.
In der Nähe von Chibia gibt es zudem den Huila-Wasserfall. Dieser ist aber denkbar unspektakulär, denn das Wasser, das nach Jahren der Dürre im Süden Angolas noch übrig ist, wird großenteils für landwirtschaftliche Zwecke umgeleitet. An dem Becken, in das sich vor einigen Jahren noch ein Wasserfall stürzte, kommt heute nur noch ein Rinnsal an.
Bei Huila steht eine der ältesten Kirchen des Landes und zwar mitten im Wald, abseits von eigentlich allem. Früher hat die katholische Kirche hier Kinder mit ihrem Weltbild indoktriniert, sie misshandelt und dann als Sklaven verkauft. Viele Horrorgeschichten umgeben die alte Missionskirche, die heute friedlich und verlassen wirkt. Verlassen ist sie allerdings nur in den Sommerferien. Ein Pfarrer aus Madagaskar hat die Kirche und die dazugehörige Schule übernommen und für schwierige Jugendliche wiedereröffnet. Weit ab von aller Ablenkung sollen sich die Rabauken hier aufs Lernen konzentrieren.
Das spannendste an Chibia sind also eindeutig die Völker, die in der Umgebung leben und die so schön bunt geschmückt sind! Solltet Ihr euch für Angola entscheiden, dann dürft Ihr diese Region nicht verpassen!
Eure Beatrice!