Christiania – bunt und friedlich
Christiania ist eine Besonderheit mitten in Kopenhagen, eine Freistadt voller Hippies, bunter Graffitis und Joints. Wie eigentlich alles in Kopenhagen ist auch Christiania am besten mit dem Fahrrad erreichbar. Lange Zeit waren innerhalb der Freistadt überhaupt keine Autos erlaubt. Alle hier hatten diese lustigen Lastenfahrräder, in denen man prima drei Kisten Bier, ein bis zwei Kinder oder auch mal einen Kühlschrank transportieren kann. Diese Fahrräder heißen Christiania-Bike und fahren heute nicht mehr nur in der Freistadt herum.
Christiania hat viele Eingänge, aber am schönsten ist der mit dem Holzportal, an dem Christiania geschrieben steht. Auf der anderen Seite, also wenn man Christiania wieder verlässt, steht „You are nor entering the EU“. Mittlerweile zahlen die Bürger von Christiania allerdings auch ihre Steuern, so wie die restlichen Bewohner der Stadt Kopenhagen. Das einst besetzte Gebiet wird nun geduldet und die Menschen vererben ihre Häuschen weiter an ihre Kinder.
Für Besucher ist die Pusher Street in Christiania spannend, weil man hier den florierenden Drogenhandel auf offener Straße beobachten kann. An selbstgezimmerten Ständen verkaufen meist Männer alle möglichen Cannabis-Produkte. Harte Drogen sind in der kleinen Gemeinde verpönt und verboten. Rund um die Drogenstände riecht es verdächtig. Jeder weiß davon, auch die Polizei, aber das Ganze wird einfach geduldet. Meistens. 2017 gab es mal eine Großrazzia, bei der 30 Kilo Haschisch und 10.000 Joints beschlagnahmt wurden. Das muss ein dunkler Tag für die Händler gewesen sein. 2018 sind insgesamt 200 Kilogramm Cannabis gefunden worden.
Aber das tägliche Jointdrehen und Rauchen wird toleriert. Vielleicht auch im Sinne des Tourismus. Solange die Leute hier einfach nur kiffen und friedlich sind, ist ja im Grunde alles in Ordnung. Ich frage mich, ob Christiania weiterhin etwas Besonderes sein wird, wenn Cannabis in Dänemark irgendwann legalisiert wird. So lange kann das ja nicht mehr dauern.
Ich habe Christiania genossen, denn es war ein wunderschöner Sommertag. Es gab laute Reggea-Musik und dazu Bier und Cider. Die Bars in der Freistadt nehmen mittlerweile sogar Kreditkarten und die Preise sind auch alles andere als hippie-like. Aber was soll’s. Wenn man Urlaub hat und die Sonne scheint, ist ein Schlückchen Bier einfach genau das richtige. Nur nicht zu viel, schließlich war ich mit dem Fahrrad unterwegs.
Am schönsten sind eigentlich die vielen Graffiti, die man am besten sieht, wenn man sich mal eine Stunde Zeit nimmt und abseits der Pusher Street durch die Wohngegenden von Christiania spaziert. Da waren einige richtige Künstler am Werk, die ihrer Kreativität – vielleicht auch unter dem Einfluss von THC – freien Lauf gelassen haben. Die Ergebnisse können sich sehen lassen. Drogen hin oder her. Und hier darf man auch nach Herzenslust fotografieren.
Wenn Ihr also mal nach Kopenhagen kommt, stattet der kleinen Hippiestadt unbedingt einen Besuch ab und wenn Ihr einen Joint kaufen wollt, nehmt Bargeld mit!