Detroit – Ruinen, Neubeginn und the Hood
Der eigentliche Grund, warum ich Detroit sehen wollte, war die alte Packard Autofabrik, die seit Jahren leer steht. Das Fabrikgelände liegt mitten in der Stadt. Zwar nicht gerade neben dem Rathaus, aber doch so zentral, dass sich ringsherum Wohnhäuser und andere Fabriken befinden. Mir war eigentlich klar, dass ich nicht auf das Gelände gelangen würde, weil es sich noch immer im Besitz von Packard befindet und weil es vollkommen einsturzgefährdet ist. Trotzdem wollte ich dort unbedingt Fotos machen.
Das Gelände zu finden war nicht schwer. Die alten Fabrikhallen sind schließlich nicht zu übersehen. Eine Dame in einem weinroten Geländewagen patrouillierte um die Hallen herum. Ihr unerfüllender Job ist es, alle, die sich dem Gelände zu weit nähern, darauf hinzuweisen, dass sie nicht willkommen sind. Sie droht mit der Polizei und hält sich für unheimlich wichtig. Ich durfte also nur auf etwa drei Vierteln der Bürgersteige um die Fabrik herum spazieren, weil… ja warum genau habe ich nicht verstanden. Trotz der Einschränkungen kann man von der Packard Fabrik oder dem, was davon noch übrig ist, tolle Fotos machen. Ich fühlte mich ein wenig an Tschernobyl erinnert.
Dann gibt es in Detroit noch das Heidelbergprojekt in der Heidelberg Street. Dabei handelt es sich um ein kreatives Projekt der Bewohner dieser Straße, die aus jeder Menge Müll jede Menge Kunst gemacht haben. Es gibt interessante Skulpturen aus alten Schuhen, havarierten Einkaufswagen, Puppen, Sperrmüll, Autos und Möbeln, die wohl im Viertel überhand genommen haben. Eine klasse Idee, denn das Projekt zieht Touristen an und hält Gangster fern.
Überraschend schön ist die Innenstadt von Detroit, von der ich aus den vergangenen Jahren schon einige Horrorfotos gesehen habe. Das Stadtplanungsamt hat wohl hier ganze Arbeit geleistet und die Effekte der schrumpfenden Stadt aufgefangen, wo es ging. Es gibt Fußgängerwege sogar eine winzige Fußgängerzone, Die Sportstadien sind ins Zentrum integriert und die Hauptstraße ist mit Geschäften belebt. Alles konzentriert sich nun auf einer kleineren Fläche, aber es funktioniert. Spaziert man in Richtung der Außenbezirke merkt man jedoch schon nach einigen Blocks, dass sich die Entwicklung wirklich auf die unmittelbare Innenstadt beschränkt.
Erwähnenswert scheinen mir noch das Museum für Afroamerikanische Geschichte, das meiner Meinung nach jeder Amerikaner aufsuchen sollte, und das kulinarische Angebot Detroits. Man muss zwar für die besten jamaikanischen Hühnchen, Kochbananen, thailändischen Nudelgerichte und Burger ein wenig in die Hoods, die weniger privilegierten Viertel hinein fahren, aber es lohnt sich – es schmeckt!
Hier kann man dann sehen, wo Eminems Film 8 Mile gespielt hat und man kann ein Foto des 8 Mile Verkehrsschilds machen – wenn man will.
Eure Beatrice!