Dire Dawa – Das wahre Afrika
Die Stadt Dire Dawa lag eigentlich nur auf meiner Reiseroute zwischen Harar und Dschibuti. Da es in dieser Region der Erde nur sehr wenig Auswahl im Hotelsektor gibt, habe ich in Dire Dawa übernachtet und zwar in einem wirklich hübschen … naja, Hotel ist vielleicht zu viel gesagt. Es war ein Etablissement mit einem Dutzend kleiner Bungalows, einem Restaurant und einem schönen gartenähnlichen Innenhof. Das Schild am Eingang, das darauf hinwies, dass Doppelzimmer nur an verheiratete Paare vermietet werden, fand ich etwas merkwürdig. Später fand ich dann auch heraus, dass das Haus keinen Alkohol serviert.
Offenbar ist der Besitzer, ein ausgewanderter Schweizer, zu einer etwas übereifrigen protestantischen Sekte übergelaufen und hat hier im Land der Muslime sein Glück gefunden. Das Essen in dem kleinen protestantischen Paradies schmeckt hervorragend und die Unterkunft lässt fast nichts zu wünschen übrig. Sie stellt sozusagen eine grüne Oase in Dire Dawa dar, denn der Rest der Stadt ist eher zugebaut und auch etwas schmutzig. Zum Beispiel fließt mitten durch die Stadt ein gigantischer Fluss, der während 90% des Jahres nur aus einem steinernen Flussbett von mindestens 100 Metern Breite besteht. Leider wird das steinige Flussbett als Verkehrsweg und als Mülltonne der Stadt benutzt. Einmal im Jahr kommt eine heftige Sturzflut und spült den Müll fort.
Vor zwei Jahren gab es ein schlimmes Unglück, als die Sturzflut besonders heftig und besonders unerwartet erschied und 200 Menschen in den Tod riss. Ich bewege mich also sicherheitshalber auf einer der mächtigen Brücken, die den Fluss überqueren. Wirklich schöne Viertel gibt es in Dire Dawa nicht oder nicht mehr. Mein Reisebegleiter schwärmt von wunderschönen alten Gebäuden, die zwischen 200 und 100 Jahren alt waren und vor einigen Jahren noch ganze Viertel dominierten. Wir finden den alten Bahnhof, der noch aus der Zeit stammt, als die Bahnlinie zwischen Addis Abeba und Dschibuti hier vorbei fuhr. Sie wurde zu Beginn des 20. Jahrhunderts eingeweiht und brachte damals Wohlstand in den Osten von Äthiopien. Heute fahren hier nur noch ab und zu Züge bis zur dschibutischen Grenze. Das Gebäude wirkt verwahrlost. Davor steht ein historischer Zug, der an bessere Zeiten erinnert.
Wir laufen durch die Viertel, in denen noch vor wenigen Jahren die schönen alten Gebäude gestanden haben Das ist jedoch wenig aufregend. Die neuen Gebäude, wenn auch sicherlich gute Geldanlagen, sind hässlich. Das einzig schöne, was ich in Dire Dawa dann doch noch finde, ist das Viertel, in dem sich der große Markt befindet. Hier ist jedes Gebäude in einer anderen kräftigen Farbe angestrichen. Es hat beinahe etwas lateinamerikanisches!
Der Vorplatz des Marktes ist unheimlich geschäftig. Menschen drängen zwischen Tuktuks und Eselskarren hindurch und transportiweren Waren jeder Art auf ihren Köpfen, Karren und Armen. Im Marktgebäude, das langsam aber sicher in sich zusammen fällt, sitzen vor allem Frauen an ihren Ständen und verkaufen alle Arten von Gemüse, Gewürzen und Getreide. In dr Gewürzabteilung kann ich kaum atmen, so staubig ist die Luft. Ich kann nur staunen über die riesige Auswahl an unterschiedlichen Chilischoten.
Dire Dawa ist kein Muss für jeden Äthiopienbsucher, aber eine Stadt, die durchaus einen kurzen Besuch wert ist.
Eure Beartice!
Wenn Ihr jetzt etwas Fernweh oder Sehnsucht bekommen habt, und mehr über diese faszinierende Reise nach Äthiopien und Dschibuti erfahren wollt, dann lest doch die ganze Geschichte in „Sehnsucht nach Überall“ an. Darin findet Ihr außerdem schöne Geschichten, unter anderem aus Indien, Turkmenistan, Aserbaidschan, Panama und Vietnam.