Dublin – Elefantenschmuggel und Alkoholexzesse
Dublin hat mich in diesem Sommer unter einer dichten Wolkendecke empfangen. Der Regen hat jedoch erst eingesetzt, als ich schließlich am Sonntagabend auf dem Weg zum Flughafen war. Sehr aufmerksam. Mit etwas Sonne wären die Fotos schöner geworden, aber in Irland darf man sich nicht auf allzu viel Sonnenschein gefasst machen.
In Dublin gibt es ein Leprechaun Museum, was allein deshalb schon bemerkenswert ist, weil es Leprechauns ja nur in der Fantasie der Menschen gibt. Trotzdem ist das Museum sogar ein wenig wissenschaftlich aufgebaut. Zum Beispiel wird man gleich zu Anfang darüber aufgeklärt, dass Disney durch einen seiner frühen Filme dafür gesorgt hat, dass die Menschen auf der ganzen Welt denken, Leprechauns trügen grüne Kleider und Hüte. Das ist falsch. Leprechauns tragen braune Kleider und rote Hüte. Gut zu wissen. Das Museum war möglicherweise ein wenig albern, aber es gibt offenbar an manchen Tagen auch Führungen ab 18 Jahren. Was genau es damit auf sich hat, konnte (wollte) ich allerdings nicht herausfinden.
Ansonsten ist eine Walking Tour eine tolle Möglichkeit, um mehr Geschichten aus Dublin zu erfahren. Ich hatte wirklich Glück und wurde von einem sehr humorvollen Herrn durch die Stadt geführt, der viele Stories kannte. Im Grunde war ich nicht erstaunt darüber, dass ein Großteil dieser Geschichten mit Alkohol zu tun hat. Schon im 16. Jahrhundert wurde ein Thronfolger der Iren von jemandem gekidnappt, indem man ihn mit den Worten „Hier gibt es billigen Schnaps“ auf ein Schiff lockte.
Eine der richtig guten Geschichten ist die des großen Feuers in einer Whiskey-Fabrik. Fünf Tage lang wütete eine schreckliche Feuersbrunst, die sich von einer Whiskey-Brennerei auf das gesamte Viertel ausbreitete. Es gab 18 Tote zu beklagen, aber niemand fiel tatsächlich dem Feuer zum Opfer. Alle 18 Todesopfer erlagen einer Alkoholvergiftung, denn die Whiskey-Fässer explodierten und in den Straßen floss der Whiskey. Die Bewohner waren mehr damit beschäftigt, das gute Gebräu aufzusammeln statt den Brand zu bekämpfen. Bei dem großen Feuer kam auch ein Hund ums Leben. Er hatte so viel von dem Whiskey getrunken, dass er wütend wurde, durch eine massive Tür in ein Haus einbrach, zwei Menschen tötete, drei weitere verletzte und sich schließlich aus dem Fenster im Obergeschoss zu Tode stürzte.
Eine andere Geschichte ist weniger alkohollastig. Sie handelt von einem Mann, der 1681 das Kunststück fertigbrachte, einen lebendigen Elefanten nach Dublin zu schmuggeln. Sein Plan war es, Eintritt von allen zu verlangen, die den Elefanten sehen wollten. Er war gerade dabei das Tier mit einer Art Kran zu transportieren, als es starb. Seine nächste Idee war es, nicht den lebenden Elefanten sondern dann also sein Skelett auszustellen und den Menschen hierfür ein Eintrittsgeld abzuknöpfen. Als das Tier langsam zu stinken begann, war Eile geboten. Er rief mehrere Metzger zusammen, die ihm helfen sollten, das Fleisch vom Elefanten zu entfernen. Da tauchte jemand von der Uni auf und bestand darauf, dass die Sektion des Elefanten unter wissenschaftlicher Leitung geschehen müssen – sonst wollte er petzen. Am Ende sezierten die Metzger unter der Leitung der Petze den Elefanten und alle waren mehr oder weniger zufrieden. Nur die Leute vom Zoll bekamen Ärger, als schließlich in einem Wissenschaftsmagazin ein großer Artikel über die Sektion eines Elefanten in Temple Bar erschien, weil sie es nicht bemerkt hatten, dass jemand einen Elefanten ins Land geschmuggelt hatte.
Irland war lange Zeit so katholisch, dass jegliche Zurschaustellung von Phallussymbolen strengstens verboten war. In Gemüseläden durften Bananen und Salatgurken nur unter der Ladentheke verkauft werden. Kein Scherz! Kondome gab es nur auf Rezept, bis eines Tages etwa 80 Frauen nach Belfast fuhren und dort so viele Kondome kauften, wie sie nur finden konnten. Sie verteilten diese dann bei ihrer Rückkehr am Hauptbahnhof und irgendwie hat das die Gesetzesgeber dann überzeugt. Schließlich waren es ja auch schon die 80er…
Die Uni von Dublin ist auch etwas ganz Besonderes: bis heute darf jeder Student während seines Examens nach einem Glas Wein oder Viez fragen und bekommt es auch ohne Murren. Courtney Love hat hier ein Jahr lang studiert, bevor man sie wegen Drogenkonsum herauswarf. Als sie dann aber reich und berühmt wurde, verlieh man ihr im Nachhinein quasi als Wiedergutmachung einen Ehrendoktor in Philosophie. 1903 wurde an dieser Uni darüber nachgedacht, ob man nicht doch Frauen zum Studium zulassen sollte. Viele waren dagegen, denn man könne ja nie mit Sicherheit sagen, was diese Frauen da machen würden, wohin sie gehen würden und so weiter. Also gab es eine Testperiode. Von 1903 bis 1904 studierte genau eine Frau am Trinity College in Dublin. Und was geschah? Absolut überhaupt nichts. Im nächsten Jahr wurden dann Frauen generell zum Studium zugelassen.
Wenn euch also mal langweilig ist und ihr schöne Geschichten hören wollt, fahrt nach Dublin!
Eure Beatrice!