Im Rahmen meiner Balkanrundreise war ich auch für ein paar Tage in Kroatien, das damals gerade erst seit wenigen Monaten Mitglied der EU war. Als ich die Grenze von Montenegro nach Kroatien überquerte, fühlte ich mich also fast schon wie Zuhause. Diesmal stand die Stadt Dubrovnik auf meinem Programm. Sie ist ein Ziel für Kreuzfahrtschiffe, ein UNESCO Weltkulturerbe und eine historisch bedeutende Stadt im Mittelmeerraum – und damit auch ein Ort des Massentourismus, wie er im Buche steht.
Wunderschön, teuer und überlaufen
Trotzdem ist Dubrovnik wunderschön und verzaubert seine Besucher mit uralten Gebäuden, einer fast vollständig erhaltenen mittelalterlichen Altstadt und mit dem Charme von alten Kirchen und Palästen. Man fühlt sich hier fast ein wenig wie in einem Museum. In den denkmalgeschützten Bauten, die einst Wohnhäuser von mehr oder weniger normalen Bürgern waren, sind heute zu 95% Ferienwohnungen, Shops und Restaurants untergebracht. Fast niemand kann es sich mehr leisten, diese Bauten im Museum als Wohnhaus zu nutzen. Mein Begleiter erzählt mir, dass eine der Eisdielen mehr als eine Million Euro einbrachte beim letzten Verkauf. Dabei hat der kleine Laden gerade mal 18 Quadratmeter.
Wer hier in Dubrovnik durch einen glücklichen Zufall eines der Häuser geerbt hat, der braucht eigentlich nichts mehr zu arbeiten. Von März bis November rennenn die Touristen den Leuten die Bude ein. Sie kaufen Eis, Pizza zu astronomischen Preisen, Eintrittskarten für die Museen und Kirchen und Postkarten sowie andere kitschige Souvenirs. Es blieb mir also nichts weiter übrig, als mich einfach mitten hinein zu stürzen und mit zu machen. Wenn man sich erst mal an die Touristenmassen gewöhnt hat, dann macht es fast Spaß, diese uralte Stadt zu erkunden.
Das Mittelalter in den 90ern
Richtig spannend fand ich dann aber doch noch die Erklärungen, die mir mein Begleiter über den letzten Krieg und die Belagerung Dubrovniks durch die Serben gab. Er erzählt davon, dass hier in den 90er Jahren die Stadt komplett von der Außenwelt abgeschnitten war und dass es kein Trinkwasser mehr gab innerhalb der ehrwürdigen Mauern. Und das, während ich meinen 12. Geburtstag feierte – zu einer Zeit also, in der in Europa längst die Vernunft und der Frieden hätten herrschen sollen. Unglaublich. Aber spannend. Ich sehe am Eingang der Stadt eine Karte, die zeigt, welche historischen und seit langem unter Denkmalschutz stehenden Gebäude damals von Bomben getroffen wurden und abgebrannt sind. An den einzelnen Gebäuden ist davon aber nichts mehr zu sehen. Nur Gedenktafeln mit Fotos der brennenden Ruinen erinnern an die Schrecken des Krieges, der noch nicht sehr lange vorüber ist.
Mein kroatischer Freund erzählt mir von Fischköpfen und ihrer Bedeutung für die Hygiene in der mittelalterlichen Stadt Dubrovnik, von alten Graffiti, Zahnärzten und davon, dass ein Heiliger aus Armenien fast immer Püber die Stadt wacht. Wer mehr darüber erfahren möchte, der wird bald die gesamte Geschichte in meinem nächsten Buch „Lieblingskrankheit: Reisefieber“ nachlesen können.
Eure Beatrice!