Edmonton – Stadt der freundlichen Obdachlosen
Edmonton liegt in Kanada, in Alberta. Mich hat der Zufall dorthin geführt und ich hatte einen ganzen Tag Zeit, um mir diese Stadt anzusehen. Der Schnee war eben erst getaut, Anfang Mai und der Anblick der Sonne gepaart mit beinahe 20 Grad Celsius machte die Bewohner von Edmonton ganz nervös, so dass sie alle auf den Straßen unterwegs waren, um etwas von dem frühen Sommerwetter abzubekommen.
Ich bewunderte zunächst die teils wirklich sehr schönen und modernen Gebäude, von denen man einige ohne schlechtes Gewissen als Wolkenkratzer bezeichnen kann. Überhaupt wirkt der gesamte Innenstadtbereich sehr modern. Glas und Stahl sind die vorherrschenden Materialien. Die Stadt ist unheimlich sauber. Auffällig sind die vielen unterirdischen Verbindungen zwischen den Gebäuden und die Möglichkeit, nahezu in jedem öffentlichen oder halböffentlichen Bauwerk innen statt auf dem Bürgersteig laufen zu können. Das kenne ich schon aus Ostkanada und ich kann mir gut vorstellen, dass die Menschen diese Möglichkeiten im Winter ausgiebig nutzen.
Wie überall in Kanada gibt es viele kostenlose Toiletten, ziemlich gutes und günstiges Essen und diese Atmosphäre von Frieden und Freundlichkeit, die sich auf der gesamten Stadt und ihrer Bevölkerung niedergelegt hat. Selbst die Obdachlosen – und davon gibt es in Edmonton sehr viele – sind durch die Bank freundlich und gut gelaunt.
Tatsächlich habe ich noch nie irgendwo so viele Obdachlose auf einem Quadratkilometer gesehen wie in der Innenstadt von Edmonton an diesem Maitag. Sie sind mit Einkaufswagen und anderen Gefährten unterwegs, sammeln Plastikflaschen, betteln aber nicht. Ich frage mich, wo sie alle überwintern, schließlich kann man in Alberta den etwa 8 Monate langen harten Winter nicht draußen überleben.
Ich finde zielsicher einen hervorragenden Burgerladen und einen kleinen Shop, der hervorragende Süßigkeiten verkauft. Dort gibt es sogar Popcorn mit Käse- und Karamellgeschmack, das ich seit meinem Aufenthalt in Kolumbien auf meiner Speisekarte schmerzlich vermisst hatte. Sie heißen hier Chicago Mix. Vielleicht sollte ich mal nach Chicago fliegen, um herauszufinden, woher der Name kommt. Ich sollte an dieser Stelle noch den öffentlichen Personennahverkehr von Edmonton loben. Selbst der hübsche aber rückständige und winzige Flughafen ist ganz hervorragend an die Stadt angebunden. Aber das ist in Kanada ja keine Überraschung.
Auf bald, Kanada!
Eure Beatrice!