Erta Ale – Im Auge des Vulkans
Eine Weile lang wurde vor Reisen in die Danakil-Senke gewarnt, weil es ein paar Entführungen und sogar tote Touristen gegeben hatte. Minuten nachdem bekannt wurde, dass ein Friedensvertrag unterschrieben wurde und dass die Rebellen im Grunde schon lange aufgegeben hatten, war ich dabei, nach einer passenden Reise zu suchen.
Die Anreise zum Erta Ale Vulkan ist etwas mühsam und dauert eine Weile. Je nachdem, wo man losfährt, muss man etwa einen halben Tag durch sehr trockene Landschaften kurven, wo es kaum so etwas wie eine Straße gibt. Als wir uns langsam in die Nähe des Vulkans begeben (was man daran erkennt, dass überall schwarze Lava herumliegt) ist eine Piste zu erkennen, die möglicherweise eine Baustelle für eine Straße ist. Es arbeitet jedoch niemand daran.
Wie auch immer. Die eigentliche Reise beginnt erst am frühen Nachmittag mit der Ankunft der Jeeps im Basecamp des Erta Ale Vulkans. Hier stehen etwa ein Dutzend Hütten, die aus dicken Steinbrocken, Pappe und getrockneten Sträuchern gezimmert sind. Darin ist es tatsächlich ein wenig kühler als in der prallen Sonne. Hier warten wir darauf, dass es früher Abend wird und dass sich die Hitze damit ein wenig verzieht.
Tatsächlich wird es gehen vier oder fünf Uhr am Nachmittag kühler. Also zumindest zwei drei Grad kühler als 45°C. Das ist der Startschuss. Die Kamele werden beladen und wir spazieren los in Richtung Vulkankrater. Der Anstieg führt durch eine bizarre und schöne schwarze Landschaft, die aus erkalteter Lava besteht. Nach weniger als zwei Stunden erreichen wir den Kraterrand, wo weitere Hütten stehen. Hier wird unser Nachtlager sein. Es stinkt ziemlich nach stinkenden Gasen.
Nach Einbruch der Dunkelheit gehen wir los, hinab in den Krater und über die erkaltete Lava, die erst seit zwei Jahren hier liegt und daher noch sehr brüchig ist. Bald stehen wir mitten im Krater und blicken hinab in den offenen Schlund des Vulkans. Es zischt und brodelt einige Meter unter uns. Der aufsteigende Rauch leuchtet rot.
Am Morgen stehen wir nach einer Nacht in fast vollkommener Ruhe auf und machen uns erneut auf den Weg hinab in den Krater. Erst jetzt erkenne ich, wo ich da eigentlich bin, denn nun sind bei langsam aufkommendem Tageslicht die Ausmaße des Kraters zu erkennen. Er ist gigantisch. Wir steigen auf einen kleinen Felsen mitten in der Caldera und können auf das Loch hinab schauen, in dem die Lava brodelt. Nun erkennt man bei Sonnenlicht nicht mehr die lodernden Flammen und die glühende Lava, sondern sieht nur den Rauch aufsteigen. Ein unglaubliches Erlebnis.
Wer sich für Vulkane interessiert, sollte diese Region der Erde unbedingt auf seine Liste setzen, denn der Erta Ale bietet einmalige Einblicke und lässt euch erahnen, wie gewaltig die Natur sein kann.
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Eure Beatrice!
Wenn Ihr jetzt etwas Fernweh oder Sehnsucht bekommen habt, und mehr über diese faszinierende Reise nach Äthiopien und Dschibuti erfahren wollt, dann lest doch die ganze Geschichte in „Sehnsucht nach Überall“ an. Darin findet Ihr außerdem schöne Geschichten, unter anderem aus Indien, Turkmenistan, Aserbaidschan, Panama und Vietnam.