Faqra – Ägyptische und römische Ruinen im Skiparadies
Der Faqra Tempel liegt außerhalb des gemütlichen Dorfes Kfardebian. Um nach Kfardebian zu kommen, gibt es zwischen Beirut und Jounieh irgendwo eine Abfahrt in Richtung Landesinneres. Diese Straße ist sehr kurvenreich und schlängelt sich langsam bergan. Hier befinden sich mehrere Wintersportorte, in denen im September allerdings noch kein Schnee liegt. Ich kann spüren, dass es ein paar Grad kühler ist, als an der Küste, aber es ist noch immer sommerlich warm.
An der Hauptstraße stehen ein Wachturm, ein winziger Tempel und ein Turm, der einst dazu gedient hat, ein weithin sichtbares Feuer zu beherbergen. Schließlich wollten die Römer, die ihn gebaut haben, dass Karawanen und Händler die Siedlung schon von Weitem sehen können. Der Wachturm dient offenbar Jugendlichen aus der Gegend am Abend als Zuflucht, denn neben den mächtigen Steinblöcken, die teilweise noch aufeinander stehen und teilweise verstreut um den Turm herumliegen, sind Zigarettenkippen, Bierflaschen und Keksschachteln zu finden. Leider werden offenbar Teile des Wachturms als Toilette genutzt.
Der offizielle Ausgrabungsbereich der Tempelanlage von Faqra ist vor jugendlichen Übeltätern durch einen Zaun geschützt. Ich kann mir vorstellen, dass hier in einer normalen Touristensaison Massen von Menschen ankommen. Die Souvenirshops sind jedoch geschlossen. Der einsame Ticketverkäufer des Faqra Tempels langweilt sich und zieht voller Enthusiasmus seine Maske an, als endlich mal ein Tourist des Weges kommt.
Ich habe mal wieder die gesamte Anlage für mich alleine und kann nach Belieben Fotos machen. Ein paar Eidechsen schauen mich missbilligend an, weil sie ihre Siesta unterbrechen und sich in die Felsspalten flüchten müssen. Sonst ist niemand da. Ich mache also nach Herzenslust Fotos vom großen Tempel, der römischen Ursprungs ist. Er ist in eine interessante Kalksteinformation hinein gebaut und mit ihr verschmolzen. Wo die natürlichen Felsen aufhören, beginnt die römische Mauer. Archäologen haben einige der Säulen wieder aufgestellt und der Tempel wirkt eindrucksvoll.
Weiter unten befindet sich ein deutlich älterer und kleinerer Tempel, der auch zur Qalaa Faqra gehört. Er wird den Ägyptern zugeschrieben und also auch auf eine viel weiter zurückliegende Vergangenheit datiert. Auch hier sind Säulen erhalten. Ägyptische Säulen.
Ich hoffe für die Souvenirverkäufer, dass die Besucher bald zurückkommen. Den Säulen und Ruinen des Faqra Tempels wird es herzlich egal sein. Die harren nun schon 2000 oder 4000 Jahre hier aus. Denen ist es vielleicht sogar recht, wenn es mal ein paar ruhige Monate gibt.
Eure Beatrice!