Wo man vor lauter Kunstwerken die Kunst nicht mehr sieht…
Florenz ist die Stadt, in der das Paris Syndrom zum ersten Mal beobachtet wurde und zwar schon vor Jahrhunderten, als noch kaum ein Japaner nach Paris kam und die Japaner auch überhaupt nicht nach Paris kommen wollten. Damals war Florenz so etwas wie das Mekka der Kunstliebhaber, was es heute eigentlich immer noch sein könnte, denn hinter jeder Straßenecke verbirgt sich eine Kirche oder ein Museum und selbst im Straßenraum stehen weltberühmte Statuen einfach so herum.
Wer heute nach Florenz fährt, der darf einerseits natürlich hochkarätige Kunst erwarten, muss sich aber auch darauf einstellen, dass er Touristenmassen, bescheuerte Souvenirs, überteuerte und nicht besonders italienische Mahlzeiten und lange Schlangen vor den Museen antrifft. Man sollte sich außerdem ein wenig auf die italienische Art des Verständnisses von Straßenverkehr einlassen, die für allzu friedfertige und entspannte Menschen lebensgefährlich sein kann.
Erst einmal in Florenz angekommen, konnte ich dann alles, was ich mir anschauen wollte, bequem zu Fuß erreichen. Der alte Stadtkern ist recht kompakt und eng. Auffällig ist, dass der Dom einfach mitten in dem Gewirr aus schmalen Gassen steht. Man sieht ihn nie von weitem. Man tritt aus einer winzigen Straße und schaut nach oben und da steht der Dom. Es ist fast unmöglich, das wirklich eindrucksvolle Gebäude in seiner Gesamtheit zu fotografieren.
Und dann erst im Innern: Da ist jeder Quadratzentimeter mit Kunst zugepflastert, selbst Boden und Decke sind Kunstwerke, so dass man kaum weiß, wo man hin schauen soll. Diese Überfülle an Gemälden, Statuen, Gold und edlen Steinen überfordert mein Auge, wie auch meinen Fotoapparat. Die alte Brücke Ponte Vecchio hingegen lässt sich prima fotografieren, zumindest von weitem. Als ich dann hingegen auf der besagten Brücke stehe, ist es nicht mehr möglich, ein Foto zu machen, ohne nicht mindestens 44 Touristen auf dem Bild zu haben.
Schließlich habe ich sogar noch ein Restaurant gefunden, in dem es einigermaßen leckeres und halbwegs italienisch anmutendes Essen für einen erschwinglichen Preis gab. Dort habe ich dann alle noch anstehenden Mahlzeiten eingenommen, auch wenn der Kellner auf eine sehr italienische Art gestresst wirkte und alles andere als Urlaubsstimmung verbreitete.
Vielleicht werde ich Florenz irgendwann einmal zu einer anderen, weniger hektischen Jahreszeit aufsuchen. Es gibt glaube ich noch etwa 400 Kunstwerke, die ich noch nicht gesehen habe.
Eure Beatrice!