Gangtok – Das Zentrum von Sikkim
Die Hauptstadt von Sikkim ist Gangtok. Das war auch schon so, bevor Sikkim 1975 zu einem Bundesstaat von Indien gemacht wurde. Damals war Sikkim ein Königreich, allerdings eines, das von einem religiösen Führer regiert wird, vergleichbar mit Tibet. Der erste König von Sikkim wurde von drei Lamas gekrönt, die in ihm die Reinkarnation einer wichtigen religiösen Persönlichkeit sahen. Das war im 17. Jahrhundert.
Die Geschichte von Sikkim ist interessant, allein schon wegen der Ureinwohner von Sikkim. Es sind die Lepcha. Sie glauben, dass sie von einer Göttin aus dem Schnee des Kangchenjunge gemacht wurden. Wissenschaftler vermuten, dass sie entweder aus Tibet oder aus Japan oder aus Myanmar oder aus der Mongolei kamen. Also, sie wissen es auch nicht.
Die Lepcha sprechen ihre eigene Sprache, noch heute. Sie haben zwar ab dem 7. Jahrhundert den Buddhismus übernommen, aber nur zusätzlich zu ihrer animistischen Religion, die sich Mun nennt. Im Museum von Gangtok sehe ich Trachten und Kunst der Lepcha.
Kloster Enchey in Gangtok
Besonders gut gefallen hat mir in Gangtok das Enchey Kloster. An diesem Morgen lag es im dichten Nebel, eigentlich in den Wolken, die sich über Gangtok zusammengezogen hatten. Das Kloster steht ganz oben auf dem Berg, an dem Gangtok liegt. Nun für mich ist es ein Berg, für die Leute hier in Sikkim ist es nur ein Hügel. 1800 Meter hoch oder so. Das Enchey Kloster wurde nach einem Erdbeben schon einmal wieder aufgebaut, ist trotzdem mit über 200 Jahren das älteste Kloster in Gangtok.
Der Legende nach ihr sein Gründe hierher geflogen, um das Kloster zu bauen. Erst vor ein paar Jahren hat man eine große Gebetshalle neben die alte kleinere Gebetshalle gebaut. Beide sind schön, auf ihre Weise. Mich verzaubern aber die Gemälde in der älteren Halle mehr, als die neuen. Kunstfertigkeit ist allerdings überall unverkennbar.
Eine weitere Sehenswürdigkeit in Gangtok ist neben den vielen engen Straßen und dem Mahatma Gandhi Markt im Zentrum das Institut für Tibetologie. Dort gibt es ein kleines Museum, in dem sehr alte tibetische Kunstwerke ausgestellt sind. Es sind Tangkas, Statuen und zeremonielle Gegenstände, die in den Tempeln verwendet werden. Interessanterweise wurde dieses Institut bereits 1957 gegründet und der Dalai Lama brachte schon damals, zwei Jahre vor der Invasion Chinas in Tibet, wertvolle Artefakte nach Sikkim. Er muss schon geahnt haben, dass sie in Tibet nicht sicher waren.
Oberhalb des Instituts steht ein großer Stupanamens Do Drul Chorten, der sicherstellen soll, dass Gangtok nicht von bösen Geistern heimgesucht wird. Am Nachmittag hatte ich in Gangtok die Gelegenheit, einen sintflutartigen Regen mitzuerleben. Ein Glück, dass mein Besichtigungsprogramm heute eher kurz war. Das muss eine Nachwehe des Monsun sein.
Wenn Ihr also mal nach Sikkim fahrt, stellt sicher, dass es nicht in der Monsunzeit ist. Ich hatte nur einen verregneten Nachmittag Anfang Oktober 2023, aber im August regnet es hier wohl ständig.
Eure Beatrice!