Ganvie – Flüchtlingsdorf auf dem Wasser
Ganvie ist eine von sieben Ortschaften, die sich auf dem Nokué See befinden. Ja, genau. Mitten auf dem See. Und zwar kommt das daher, dass die einstigen Bewohner dieser Dörfer vor Sklavenhändlern geflüchtet sind und nach Orten gesucht haben, an denen sie vor diesem grausamen Schicksal sicher waren. So kam ihnen die Idee, ihre Häuser auf dem Wasser zu bauen, mitten im See.
Bis heute stehen die Dörfer auf Stelzen und sind nur per Boot erreichbar. Heute gibt es einen Anlegesteg in Abomey Calavi, wo reger Betrieb herrscht. Anders als vor 200 Jahren versteckt sich niemand mehr auf dem See. Die Fischer auf den Dörfern kommen an Land um ihre Waren zu verkaufen und gleichzeitig andere Waren einzukaufen.
Mit einem kleinen Motorboot war ich zwei Stunden auf dem Wasser unterwegs und habe jede Sekunde genossen. Das Dorf Ganvie ist so malerisch schön, dass man fast versteht, warum es das Venedig Afrikas genannt wird. Mit Venedig hat Ganvie allerdings kaum etwas gemeinsam. Nur, dass die Straßen des Dorfes aus Wasser bestehen.
Zwischen den Booten der Fischer und Bewohner von Ganvie schlängelt sich mein Boot hindurch und ich sehe die Menschen bei ihrem alltäglichen Leben. Sie verkaufen Waren von einem Boot ins nächste, kommen in kleinen Gruppen von der Schule nach Hause oder besuchen einen Nachbarn mit ihrem Boot.
Eine Moschee ist in Ganvie vorhanden, eine Kirche ebenfalls. Zudem gibt es eine Schule, eine Bar und alles, was man zum Leben braucht. Die Häuser stehen auf recht hohen Stelzen, sodass auch bei Hochwasser keine Gefahr besteht.
Rund um das Dorf wird eine ganz besondere Art des Fischfangs betrieben. Die Menschen stecken tote Äste und Holz ins Wasser und warten dann, bis sich die Fische zwischen den langsam verrottenden Pflanzenteilen niederlassen. Sind ausreichend Fische in einem dieser Unterwasserwälder, werden sie gefangen. Dazu nutzen die Fischer von Ganvie Netze.
Schon die Fahrt nach Ganvie ist ein Erlebnis, denn mein Motorboot wurde begleitet von verschiedenen Booten, die entweder mit Segeln, mit Paddeln oder mit Motoren angetrieben wurden. Selbst die fünfjährigen Bewohner von Ganvie können bereits ein Boot steuern.
Grandioser Ausflug hier im Süden von Benin. Unbedingt zu empfehlen!
Eure Beatrice!