Ghum – Tibeter im Exil
Meine Reise nach Tibet war eine der schönsten und eindrucksvollsten, die ich bisher unternommen habe. Seither durfte ich einen Hauch von Tibet auch anderswo erleben, zum Beispiel in Dharamsala im Nordwesten von Indien, wo der Dalai Lama lebt. Meine Vorliebe für Tibet war wohl auch einer der Gründe, warum ich Sikkim so gerne sehen wollte.
Tatsächlich erwartet mich schon auf dem Weg nach Sikkim ein Hauch von Tibet, nämlich in einem Ortsteil von Darjeeling, der sich Ghum oder Ghoom nennt. Hier steht das berühmte Ghoom Monastery oder Ghum Kloster. Der offizielle Name ist Yiga Choeling.
Schon der Weg dorthin ist abenteuerlich, denn man kann von Darjeeling aus mit der berühmten Darjeeling Himalayan Railway nach Ghum fahren. Für die 13 Kilometer braucht der Zug zwar etwa eine Stunde, aber es ist ein Spaß. Man darf nur nicht allzu rauchempfindlich sein.
Das Yiga Choeling wurde 1850 von einem mongolischen Mönch gegründet, der aus Tibet hierher kam, um seinen Glauben zu verbreiten. Er war Angehöriger der Gelugpa Sekte. Das sind die mit den gelben Mützen. Zu denen gehört auch der Dalai Lama.
Gelbmützen in Indien
Das Ghum Kloster ist unbedingt sehenswert. Die Halle im Erdgeschoss erinnert sehr an Klöster und Tempel in Tibet. Vorne sitzen der Buddha der Zukunft und der Buddha des Mitgefühls. Es sind eigentlich keine Buddhas, sondern Bodhisattvas. Hier werden die Begriffe gerne synonym verwendet.
Sieben Wasserschalen stehen vor dem Altar. Wasser ist das reinste und das billigste, was einem Buddha geopfert werden kann. Natürlich sind auch andere Opfergaben vorhanden. Ich stecke 100 Rupien in die Spendenbox, damit ich im Tempel fotografieren darf. Ein Mann steckt noch mehr Geld hinein, woraufhin einer der Mönche für ihn betet. Er liest aus einem der alten Bücher vor und der Singsang erfüllt den Raum.
Ich mag diese ruhige und friedliche Atmosphäre. Das geht den Hunden ebenso. Auch sie scheinen die Gesellschaft der Mönche zu schätzen. Mehrere Tiere liegen im Hof und am Tempel in der Sonne. Sie sind gut genährt. Sicher fällt in der Klosterküche immer mal wieder etwas für sie ab.
Wenn ihr also mal in die Nähe von Darjeeling kommt, dann besucht doch auch das schöne Yiga Choeling, das Ghum Kloster. Hier ist es fast noch tibetischer als in Tibet, denn hier dürfen die Mönche uneingeschränkt ihren Glauben praktizieren und ihre tibetische Flagge aufstellen.
Eure Beatrice!