Eine Glasplattform und fettleibige Hörnchen am Grand Canyon
Der Grand Canyon macht seinem Namen alle Ehre. Er ist verdammt groß. Man schafft es nicht, an einem Tag hinunter und wieder herauf zu klettern, auch nicht auf den bequemeren Wanderwegen. Man kann drei Stunden lang mit 75 Meilen pro Stunde an seiner Südseite entlang fahren und ist dann noch immer am Grand Canyon. Man kann sich eigentlich nicht wirklich vorstellen, wie riesig er ist, bis man ihn mit eigenen Augen gesehen hat. Und selbst dann gerät man noch ins Staunen. Zumindest erging es mir so.
Nachdem die Frage nach den Dimensionen geklärt ist, stellt sich die Frage nach dem besten Ort, um das Naturwunder zu bestaunen. Auswahl gibt es auf jeden Fall eine Menge. Es gibt zahlreiche Aussichtspunkte an der North Rim wie auch an der South Rim, im Osten wie im Westen. Aus strategischen Gesichtspunkten habe ich mich dieses Mal für zwei Stellen auf der Südseite des Grand Canyon entschieden. Die lagen ein kleines bisschen eher an meiner Reiseroute zwischen Roswell und Yellowstone als die Punkte an der Nordseite.
Ein paar Meilen hinter dem Dorf Tusayan gibt es etwas, das sich Grand Canyon Village nennt. Hier gibt es alles, was der Wanderer benötigt: Wasser, Kuchen, Eiscreme, Pommes, Softdrinks, Regenjacken, Sonnencreme, Pullover, Treckingschuhe, Zelte, Taschenlampen und Postkarten. Egal ob man eine halbe Stunde oder vier Tage wandern möchte: hier kann man sich versorgen. Ich habe den Eindruck, dass sich die meisten Menschen für die Halbe-Stunde-Variante entscheiden. Manche sind aber sogar dafür ausgerüstet wie Reinhold Messner.
Angesichts der sommerlichen Temperaturen und des knapp bemessenen Zeitplans habe ich allerdings auch nur etwa zwei Stunden für diesen Teil des Canyons eingeplant. Ich muss hier die Verwaltung des Nationalparks loben, denn der Web ist gut ausgebaut, sauber, regelmäßig mit Mülleimern und Toiletten versehen und dank des riesigen Lochs im Boden, gibt es auch keinerlei Möglichkeit, sich zu verirren. Dazu gibt es noch diese possierlichen Hörnchen, die zwischen den Füßen der Spaziergänger hin und her flitzen. Einige unter ihnen machen ihre Aufgabe – süß aussehen – jedoch so gut, dass sie dank der zahlreichen Zuwendungen in Form von Eiscreme, Pommes und Kuchen so fett geworden sind, dass sie nicht mehr flitzen, sondern die Bewegung eher ein behäbiges Hoppeln ist. Trotzdem sind die Viehcher niedlich. Auch die fetten.
Den zweiten Stopp am Grand Canyon lege ich diesmal am berühmten Skywalk ein. Dabei handelt es sich um eine Plattform, die etwa einen Kilometer über den Grund des riesigen Canyons an einer Felswand hängt und zudem auch noch teilweise einen Glasboden hat. Mit einem solchen Bauwerk kann man natürlich Touristen anlocken und man kann von ihnen 76 Dollar Eintritt verlangen. Ich genieße die Aussicht wirklich, auch wenn ich mir das Ganze etwas spektakulärer vorgestellt hatte.
Letztendlich ist der Grand Canyon überall einfach gigantisch und wunderschön. Man muss nicht unbedingt auf dem Skywalk wandeln, um ihn zu würdigen. Aber warum eigentlich nicht… wenn man schon mal da ist und 76 Dollar übrig hat.
Eure Beatrice!