Hadibu – Schandfleck im Wandel
Das schönste an Hadibu ist vielleicht der Name der Stadt. Nach einer Woche auf der Insel Sokotra freute ich mich darauf, die Inselhauptstadt zu erkunden, auch wenn ich nicht so recht wusste, was ich mir dort ansehen wollte. Hadibu ist immerhin eine Universitätsstadt. Die Bewohner der Insel haben die Auswahl zwischen einer saudi-arabischen, einer emiratischen und einer jemenitischen Uni. Letztere ist günstiger, hat aber auch einen schlechteren Ruf.
In Hadibu gibt es ein Fußballstadion, das sehr modern wirkt. Es hat kein Dach, ist daher also eher ein Fußballplatz. Der Zaun, der das Spielfeld umgibt, wirkt neu. Er verhindert, dass Bälle das Stadion verlassen. An einer Seite befindet sich eine Tribüne. Aber die Zuschauer sitzen auch auf der etwa drei Meter hohen Mauer, die den Fußballplatz umgibt. Es geht sehr gesittet zu und niemand stört sich daran, dass ich das Gelände betrete. Offenbar ist der Besuch kostenfrei.
Die Innenstadt von Hadibu besteht hauptsächlich aus staubigen Pisten und Häusern, die traditionell aus Steinen und Mörtel gebaut sind. Einige Betonbauten haben sich in den letzten Jahren dazugesellt. In fast jedem Gebäude ist im Erdgeschoss ein Laden untergebracht. Man kann fast alles in der Inselhauptstadt kaufen: Kleidung, Spielsachen, Koffer, Kühlschränke, Telefone und Lebensmittel.
Auf einem kleinen Gemüsemarkt werden die frischen Lebensmittel angeboten. Hier sind besonders viele Ziegen unterwegs, denn sie hoffen darauf, dass etwas abfällt. Auch sonst gibt es keinen Straßenzug ohne Ziege. Sie sitzen mit Vorliebe auf den Motorhauben der Geländewagen, beinahe so wie Katzen in Europa im Winter.
In den schmalen Gassen zwischen den Gebäuden türmt sich der Müll. Auf leeren Grundstücken stehen Autowracks, die wahrscheinlich schon seit Jahrzehnten nicht mehr fahren. Auf einem Platz befindet sich eine Sammlung von ausgemusterten Kühlschränken und Waschmaschinen. Sie wirken fast wie ein Mahnmal. Vielleicht dienen sie hin und wieder als Ersatzteillager für die Reparatur anderer Maschinen. Vielleicht verbringen sie aber auch einfach hier die lange Zeit, bis sie zu Staub zerfallen.
Der Müll ist etwas erschreckend. Etwas wirklich Schönes hat Hadibu aber: die Haustüren. Fast jedes Haus und jeder Laden verfügt über mindestens eine Tür aus Metall. Und diese Türen sind wunderschön. Sie sind verziert und bunt bemalt, was das Stadtbild erheblich verbessert.
Eine Besondere Kuriosität sind die Tankstellen von Hadibu. Diejenigen, die aussehen wie Tankstellen sind alte jemenitische Tankstellen. Sie haben Zapfsäulen, sind aber allesamt außer Funktion. Die einzigen Orte, an denen die Menschen auf Sokotra wirklich ihre Tanks füllen können, sind die emiratischen Fuel Stations. Diese sehen allerdings nicht aus wie ich mir eine Tankstelle vorstelle. Es sind rechteckige Container mit einem Füllstutzen an der Seite.
Nun. Hadibu hat bei mir einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Man kann hier Nutella und sogar Diätcola kaufen. Wohnen wollte ich hier allerdings nicht.
Eure Beatrice!