Harar – Zu Gast bei den Hyänenmännern
Die Stadt Harar ist schon deutlich älter als der Islam. Sie wuchs jedoch erst zu einer wichtigen Metropole an, nachdem der Islam hier Einzug gehalten hatte. Vor mehr als 1000 Jahren war Harar die Hauptstadt eines wichtigen Sultanats und für mehrere Jahrhunderte war es Nicht-Moslems verboten, den Bereich innerhalb der Stadtmauer zu betreten. Das ist heute nicht mehr der Fall. Trotzdem sind die Bewohner von Harar noch immer mehrheitlich Moslems.
Um in die Innenstadt zu gelangen, muss man durch eines von fünf Stadttoren gehen. Daran hat sich seit Jahrhunderten nichts geändert. Die moderne Stadt ist um die Stadtmauer herum gewachsen. Auf dem Gelände der Altstadt stehen die historischen Gebäude noch immer wie vor hunderten von Jahren. Zwei befahrbare Durchgangsstraßen sind mittlerweile durch das Gewirr von engen Gassen geschlagen worden. Das ist aber das einzige Zugeständnis an den modernen Straßenverkehr. Der Großteil der Straßen von Harar kann nach wie vor nur zu Fuß erreicht werden.
Viele Straßen sind von Marktständen gesäumt. Die eigentlichen Märkte sind auf jeden Fall einen Abstecher wert, denn hier pulsiert das Leben. Frauen in bunten Schleiern bieten Kartoffeln, Tomaten und Zwiebeln an. Es werden Reis, Teff und tausend verschiedene Gewürze verkauft.
Zu den Attraktionen in Harar gehört das Haus, in dem Arthur Rimbaud eine Weile lang gelebt hat. Darin gibt es eine kleine Ausstellung mit alten Fotos, die auch über das Leben des französischen Dichters und Abenteurers informiert. Er war ganz offensichtlich von Fernweh geplagt, denn er hielt es nirgends lange aus. Äthiopien war ihm dann schließlich offenbar exotisch genug, denn er blieb eine Weile und machte sich in Harar mit einem Fotoapparat selbstständig. Wahrscheinlich hatte er damals den einzigen Fotoapparat in der Region.
Ein weiteres berühmtes und wirklich hübsches altes Gebäude wurde einer Legende nach von Kaiser Haile Selassie bewohnt. Aber selbst wenn das nicht stimmt, lohnt es sich, das Bauwerk zu betrachten und sich die Ausstellung mit vielen alten Handschriften, Trachten und Kunstgegenständen im Innern zu bestaunen.
Eines der Highlights in Harar sind die Hyänenmänner, die jeden Abend schubkarrenweise Fleisch heranschaffen und damit ein Rudel wilder Hyänen anlocken. Das funktioniert ganz prima und die Hyänen sind jeden Abend pünktlich zu Stelle. Die Hyänenmänner füttern die Tiere mit einem Stöckchen, auf das sie Fleischstücke aufspießen. Dabei werden mutige Touristen in die Szenerie integriert: Man kann sich auf einem Stein niederlassen, während einer der Hyänenmänner die Hyänen dazu bringt, sich auf dem Rücken des Touristen abzustützen, um nach einem Stückchen Fleisch zu schnappen. Was ich dabei gelernt habe: Hyänen haben deutlich weniger Mundgeruch als ich es vermutet hatte.
Eure Beatrice!
Wenn Ihr jetzt etwas Fernweh oder Sehnsucht bekommen habt, und mehr über diese faszinierende Reise nach Äthiopien und Dschibuti erfahren wollt, dann lest doch die ganze Geschichte in „Sehnsucht nach Überall“ an. Darin findet Ihr außerdem schöne Geschichten, unter anderem aus Indien, Turkmenistan, Aserbaidschan, Panama und Vietnam.